"Tiere sind Eisbrecher"

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Der Verein "Tier als Therapie" setzt auf den Streichelfaktor

Sogar der einstige Trainer der Delfine für die US-TV-Serie Flipper, Richard O'Barry, habe der Haltung dieser Tiere in Gefangenschaft letztlich abgeschworen, sagt Helga Widder. Die Obmannstellvertreterin des Vereins "Tier als Therapie" mit Sitz in Wien hält nichts vom therapeutischen Einsatz der Meeressäuger und schließt sich der Argumentation der Tierschützer an (siehe oben).

Widder setzt auf ihre gut ausgewählten Haustiere, die in ihrem Verein zu Therapietieren ausgebildet und in verschiedenen Institutionen - seien es Geriatrien, Behinderteneinrichtungen oder Kindergärten - eingesetzt werden. Der 1991 gegründete Verein beschäftigt zu 90 Prozent Hunde als Therapietiere; darüber hinaus werden Katzen, Kaninchen, aber auch Achatschnecken, Schildkröten und Lamas eingesetzt. "Tiere werden bei uns nicht instrumentalisiert. Die Regeln für ihre artgerechte Haltung sind strenger als bei normalen Haustieren."

Bräuchten viele Senioren nicht mehr zwischenmenschlichen Kontakt als Tiere? "Natürlich", sagt Widder, aber "besser mit Tier als allein". Die weichen Lebewesen seien als Ergänzung zu sonstigen therapeutischen Maßnahmen zu sehen. Die Therapie mit den Tieren wird auch mit wissenschaftlichen Studien abgesichert. Vor fünf Jahren wurde der Lehrgang "Tiergestütze Therapie" an der Veterinäruniversität Wien eingerichtet. "Einzigartig in Europa", meint Widder.

"Tiere sind Eisbrecher, sie können sofort ein gutes Klima schaffen", erklärt sie die Wirkung der Vierbeiner. Kinder, die in ihrem sozialen Umfeld viel mitgemacht hätten, würden zu Tieren mehr Vertrauen als zu Menschen fassen, schildert Widder ihre Erfahrung. Die Therapeuten auf vier Pfoten würden auch regelmäßig tierärztlich kontrolliert. Die anfänglichen Sorge wegen der Hygiene sei bald kein Thema mehr gewesen.

Und mögliche Aggressionen oder Streichelüberdruss der Tiere? "Die Tiere lernen, Strategien gegen Stress zu entwickeln; zeigt der Vierbeiner Stresssignale, wird die Therapie abgebrochen", versichert Widder. "Es wird auch niemand - etwa ein schwer behinderter Mensch - zwangsbeglückt", sagt die Tierliebhaberin, die selbst Therapietiere besitzt (zwei Hunde und eine Katze).

www.tierealstherapie.org

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