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In Kürze dürfte nach einiger Verzögerung die Anklageschrift im Fall des kleinen Luca veröffentlicht werden. Wurde auf den tragischen Tod des Kindes reagiert?

Noch liegt im Fall Luca keine Anklageschrift vor. Sie ist jedoch bereits fertig und dürfte in Kürze publiziert werden, wie die zuständige Staatsanwaltschaft Korneuburg der Furche mitteilt. Aufgrund der Gutachten kam es zu einer Verzögerung. Wer für welches Vergehen angeklagt wird, konnte bis Redaktionsschluss nicht mitgeteilt werden.

Hauptverdächtiger ist der Freund von Lucas Mutter, ein heute 24-jähriger Mann aus Wien-Umgebung. Der Mann sitzt in U-Haft. Gegen die Mutter des verstorbenen Kindes aus Schwaz in Tirol wurde ebenso ermittelt, sie ist auf freiem Fuß. Der Hauptverdächtige soll das Kleinkind körperlich schwer misshandelt und sexuell missbraucht haben. Ob sich auch Behörden vor Gericht wegen Unterlassung von Hilfeleistungen und Fehleinschätzungen verantworten werden müssen, wird in Kürze aufkommen. Eine Mitverantwortung wurde bis jetzt von Behörden und Ärzten weit gehend zurückgewiesen. Silvia Rass-Schell, Leiterin des zuständigen Jugendamtes in Tirol, wollte zur Zeit zu dem Fall keine Stellung nehmen. Es wird die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft abgewartet.

Haben die Behörden irgendwelche Konsequenzen daraus gezogen? In Tirol hat man reagiert, ob das ausreichen und sich bewähren wird, bleibt vorerst abzuwarten. Es wurden laut Abteilung für Jugendwohlfahrt fünf zusätzliche Sozialarbeiterinnen eingestellt. Zudem wollte die Tiroler Regierung am vergangenen Dienstag die Gründung der gemeinnützigen "Tiroler Kinderschutz GmbH" beschließen, wie aus dem Büro von Soziallandesrat Hannes Gschwentner (SP) mitgeteilt wurde. Diese Gesellschaft soll nach dem Vorbild des Kinderschutzzentrums "Die Möwe" arbeiten. "Es soll die interdisziplinäre Kooperation zwischen den Einrichtungen, Berufsgruppen und Fachpersonen zu allen kinderschutzrelevanten Themen gestärkt und auch Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und Vernachlässigung entwickelt und unterstützt werden", so das Vorhaben.

Um die Schnittstellen zwischen verschiedenen Einrichtungen, Behörden und Familien zu verbessern, bedarf es vieler Maßnahmen. Ein Ansatz könnte das Vorzeigeprojekt "Riskid" sein, das 2007 in der Stadt Duisburg initiiert wurde. Die Idee dazu hatte der Kinderarzt Ralf Kownatzki, nachdem es in der nordrheinwestfälischen Stadt zur Häufung von Misshandlungsfällen gekommen war. "Riskid" steht für "Risikokinder Informationsdatei". Hat ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin einen Verdacht auf eine Misshandlung, kann er oder sie diesen in die Datei eintragen und andere Ärzte davon informieren. Denn Kownatzki wusste aus seiner Erfahrung, dass viele Eltern, die Kinder misshandeln, den Arzt wechseln, sobald dieser nachzufragen anfängt. Steht der Verdachtsfall aber in der Datei, können Kollegen hellhörig werden und früher die Behörden einschalten. Das Projekt zeigt erste Erfolge und soll ausgedehnt werden. Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde zeigt Interesse an diesem Projekt. bog

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