6534573-1946_09_06.jpg
Digital In Arbeit

Oskar Laske, ein Maler unserer Zeit

Werbung
Werbung
Werbung

Unter den heutigen Wiener Malern vermag einer besonders packend das menschliche Treiben aus einem tiefen Wissen um die Verkehrtheiten der Welt zu schildern: Oskar Laske. Er steht den Dingen mit einer ähnlichen beobachtenden Souveränität gegenüber, wie Pieter Bruegel, der große Meister des 16. Jahrhunderts. Er wurde 1874 in Czernowitz als Sohn eines Architekten geboren und wurde selbst Architekt.

Auf Reisen lernte er früh ganz Europa, Teile Nord-Afrikas und Klein-Asien kennen und brachte von überall eine reiche Ausbeute an Skizzen und Entwürfen und vor allem tiefe Eindrücke mit, die in seinen Werken nachleben. Besonders die bunten Bilder des Balkans haben ihn tief beeindruckt. Eine eigentliche Ausbildung in der Malerei oder in der Graphik hat Laske nicht erfahren, er ist auf diesem Gebiet Autodiktat. Als Maler trat er zum erstenmal mit einer Reihe Skizzen von einer Schottlandreise im Jahre 1910 im Hagenbund vor die Öffentlichkeit.

Gemeinsam ist in allen Werken Laskes, den Ölbildern, Aquarellen und Graphiken, ein Hang zum Grotesken. Die thematisch interessanten Ölbilder zeigen oft eine verborgene didaktische Tendenz, die von der Erkenntnis der omnia vanitas ausgeht. Laske strebt nach der endgültigen Lösung der Bildidee im Ölbild. Deswegen aber haben die anderen technischen Arbeitsweisen für ihn keinen geringeren Wert. Ein oft gestaltetes Problem ist für ihn die bewegte Masse von Menschen oder Tieren. Das „N arrenschif f“, von der österreichischen Galerie angekauft, der „J ahrmarkt des Leben s“, die „Kreuzigung Christi“ sind einige seiner bekanntesten Figurenkompositionen. Die vielen Figureit scheinen der Hauptsache nach um der Bewegung willen gezeichnet und sind fast nur im Umriß, mit ganz wenig Innenzeichnung und Modellierung gegeben. Von den Tierkompositionen seien „Die Vogelpredigt“ und „Die Fischpredigt des heiligen Franz“, die „V ö 1 k e r-wanderung“ und die Bilder von der Arche Noa genannt. Als Vertreter der erstgenannten Figurenbilder ist hier die „Entdeckung Amerikas durch Christopho Colombo“ aus dem Jahre 1931 wiedergegeben. Allegorische und phantastische Themen bilden eine weitere Gruppe seiner Ölbilder. Hier ist vor allem der „Sommernachtstraum“ (von König Alfons von Spanien für das Pradomuseum angekauft), die „Büchse der Pandora“ und der „Lebensbaum“ zu nennen. Schon die Titel verraten, woher dem Meister die Ideen zu den Bildern kommen. Es ist bemerkenswert, daß Laske den Impuls zu seinen Bildern nicht durch den eigentlich malerischen, den optischen Vorgang, sondern durch einen, intellektuellen Gedankenprozeß, in. dem die Bilder gleichsam erdichtet werden, bekommt.

Im besonderen Maße entspricht dem Meister die Technik der ganz raschen Aquarellskizze. Sie fordert ein rasches und sicheres Arbeiten, da die Wasserfarbe ohne Vorzeichnung alla prima auf das weiße Papier gesetzt wird. Die ursprüngliche Leuchtkraft der Farben und auch des Papiers gibt den Bildern die spezifische Frische und Ausdruckskraft. Seine große Meisterschaft hat Laske besonders in den 1 Skizzen geübt. Hier ist er ganz Impressionist. Nur im Vordergrund verraten die Figurenszenen wieder den kritischen, ironischen' Intellekt, der aus ihnen mehr macht als nur gewöhnliche Staffage. Der Künstler bedient sich des Aquarells und auch der Tempera vor allem für Landschaften, Naturstudien und Blumenstilleben. Ihr Charakteristikum ist eine große Unmittelbarkeit. Audi in der Graphik hat Laske ohne direkten Lehrer seinen Weg gefunden. Als einziges Ausdrucksmittel steht ihm die Linie zur Verfügung und die koloristischen Wirk ungen können nur durch Grauschattierungen ersetzt werden. Welche Fülle von Humor, welche tiefe Lebensweisheit ist in seinen Zeichnungen mit knappen Mitteln ausgedrückt.'

Laske hat sich auch als ein Buchillustrator bewährt. Berühmt sind seine Faustimpressionen, die Gestaltung der Flucht nach Ägypten, des Till Eulenspiegel, des Münchhausen. Nicht vergessen sei „Le diable boiteux“ (Die abgedeckten Dächer), das auch den Vorwurf für ein großes Gemälde abgegeben hat. ■

Laskes einfache, scheinbar primitive Art, die alle Register der Ausdruckskraft zu spielen vermag, findet schließlich auch in der Schaffung von Kinderbüchern ein weites Feld. Was Laske den Kleinen schenkt, ist leicht verständlich, ohne albern zu sein und von Wert für die Geschmacksbildung des heranwachsenden Menschen.

Diese Spannweite seines Werkes spricht am besten für den Maler und wahren Künstler,

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung