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Ein Mann ist Knecht

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Die österreichische Erstaufführung von Antonio Bibalos Oper „Fräulein Julie“ wurde zum Bühnenerfolg.

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Die österreichische Erstaufführung von Antonio Bibalos Oper „Fräulein Julie“ wurde zum Bühnenerfolg.

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Ein Mann ist ein Mann, eine Frau ist eine Frau. Nicht in Strindbergs „Fräulein Julie“. Ein Mann ist Knecht oder Graf, eine Frau Köchin oder Tochter des Herrn. Oben und unten sind so klar strukturiert wie das Bühnenbild.

Sehnsucht nach Liebe, körperliche Anziehung, Zukunftswünsche zählen nicht - aus der Gefangenheit in sozialen Hierarchien und der eigenen Unmündigkeit ist das Entrinnen nur der Tod Julies, des Dieners Jean einzige Liebestat das Reichen des Rasiermessers. Die Wiener Taschenoper, diesmal im Jugendstiltheater auf der Baumgartner Höhe zu Gast, traf mit „Fräulein Julie“ des italienisch-norwegischen Zeitgenossen Antonio Bibalo eine treffliche Wahl:

ihre Stärke für dramatische Personenführung, ihr Sinn für Atmosphäre machte die intime Kammeroper in der Regie Peter Pawliks zum Erfolg. Niemals brutal und geschmacklos,

fing das Spiel von der unbeschwerten ommemacht zur ausweglosen Hilflosigkeit seinen Gang. „Julie“ Frances Pappas ist vollkommen in Darstellung und Stimme, „Jean“ Stan Meus ein theatralischer Partner, der Köchin Stimme (Teršia Potgieter) unfertig.

Bibalos Musik entspricht keinesfalls den Erwartungen, ist trotzdem melodiös, in kreisenden kleinen und formalen größeren Wiederholungen weitschweifig, sie gibt dem Wort Vorrang und schafft Atmosphäre in rein instrumentalen Etappen. Im Kammerensemble unter Timothy Brown führend die Pianistin Mathilde Hoursiangou.

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