Auf der Leinwand bildet sich im Zeitraffertempo eine Wolke. Sie verändert sich, schrumpft zu einer neuen Form zusammen, beginnt sich zu drehen, bleibt stehen — und entpuppt sich als ein Pferdekopf auf einem Rubensbild. Eine Flamme schießt auf und verwandelt sich unvermittelt in einen Menschenkörper. Nebeneinander erscheinen ein Fraueakopf von Rubens und einer von Memling — und man s:eht, was dreißig Jahre Zeitunterschied in der Malerei bedeuten. Aber dann werden die beiden Köpfe auf der Leinwand größer und größer, das modische Beiwerk verschwindet — und plötzlich ist es dasselbe Gesicht und man sieht wiederum, wie wenig eigentlich dreißig Jahre sind — und hat eine gewisse Vorstellung von dem, was da die .niederländische Kunst“ heißt.
Das ist die sehr filmgemäße Art, in der der prächtige belgische „R u b e n s“-Film — den Wien leider nur in einer einzigen Aufführung sah — didaktisch, aber niemals nur trocken belehrend, unzählige Rubensbilder zu einem Bildnis von Rubens zu verschmelzen versteht; die Virtuosität der Filmgestalter brachte das in solchem Fall Schwierigste zuwege: einem Laienpublikum nicht nur Einblicke in den Kompositionsstil, sondern in die elementare und naturhafte Kraft eines Künstlers zu ermöglichen.