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Frankreich im Sonntagskleid

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Frankreich. Bilder einer Landschaft und Kultur. Von Martin Hürlimann. Reihe: Orbis Terrarum. Atlantis-Verlag, Zürich. (Lizenzausgabe für Oesterreich durch Humboldt-Verlag, Wien.) 232 Seiten.Preis 209.90 Schilling

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Frankreich. Bilder einer Landschaft und Kultur. Von Martin Hürlimann. Reihe: Orbis Terrarum. Atlantis-Verlag, Zürich. (Lizenzausgabe für Oesterreich durch Humboldt-Verlag, Wien.) 232 Seiten.Preis 209.90 Schilling

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Die Aufnahmen für die 1. Auflage des Frankreich-Buches machte der bekannte Schweizer Lichtbildkünstler unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg. In den Jahren 1946 bis 1951 ergänzte er seine Schätze. Aber man kann die alten von den neuen nicht unterscheiden, und viele von den Aufnahmen könnten — wenn wir von ihrer technischen Perfektion absehen — auch vor 100 Jahren gemacht worden sein. Denn Hürlimann zeigt in 216 Photographien das Bedeutende, Dauernde, Repräsentative und gibt uns damit gewissermaßen ein Sonntagsbild Frankreichs. Er verzichtet anderseits auch auf Stimmungsbilder, „mögen diese der Romantik von gestern oder von heute huldigen“; auch die Aktualität, das idyllische oder pulsierende Leben, verlockten ihn nicht, sondern er war bestrebt, „eine Konstante in der Erscheinungen Flucht“ aufzuzeigen. Diese Konstante Frankreichs versucht Paul Valery in einem 15 Seiten umfassenden Vorwort zu bestimmen, zu deuten: in der Geschichte der Nation, ihrer Baukunst, Literatur und Sprache sowie in ihrer Metropole Paris. (Zuweilen bleibt der Rede Sinn in der deutschen Uebersetzung ein wenig dunkel, aber Valery gibt ja auch seinen Landsleuten gern harte Geistesnüsse zu knacken.) Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten und klassischen Kulturstätten wird auch der Kenner Frankreichs unbekannte neue Schätze entdecken: die Abtei von Montmajour, die gewaltigen Ruinen von Sisteron, de antiken Sgustero in den Basses-Alpes, das Grabmal der Margarete von Oesterreich in Brou (Burgund), die Cit£ Car-cassonne, die auf römisch-westgotischem Grund das Bild einer frühmittelalterlichen Stadt bewahrt hat, die weiten Getreidefelder der Beauc, das wie eine süddeutsche Kleinstadt wirkende Avalon und die in den Jahren 1920 bis 1924 von Auguste Perret aus Eisenbeton und Glas erbaute Kirche von Le Raincy bei Paris. — Geographische, historische und kunstgeschichtliche Bilderläuterungen stehen im Anhang. Sie dienen der „Bildung“. Vergessen wir aber auch den erzieherischen Wert eines solchen Buches nicht, das einem Land neue Freunde gewinnne kann, „wo ein übernommenes Geschichtsbild oder persönliche Erlebnisse die Herzen verhärtet haben“.

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