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In der Sansibar Street

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„Sansibar Street“ von Raoul M a r t i n i e — uraufgeführt in der Tribüne — benützt einen drei Akte langen unaufgeklärten Raubmord an einem Juwelier, um ein Ehepaar, das in derselben Straße wohnt, abwechselnd — zuerst den Mann, dann die Frau — in den Verdacht der Täterschaft zu bringen. Beide waren (ohne allerdings voneinander zu wissen) zur kritischen Zeit am Tatort, bei beiden scheint ein Motiv denkbar (denn er ist arbeitslos und in Geldnöten, sie hingegen war, was kein Mensch wußte, mit dem Ermordeten längere Zeit liiert) — und am Publikum liegt es nun, von allem Anfang an zu vermuten, daß den Mord ein Dritter begangen hat, denn daß der Autor über sein ihm so sehr am Herzen liegendes Ehepaar letzten Endes nichts wird kommen lassen, daran zweifelt niemand. So kommt denn auch der Konflikt des Stückes erst im dritten Akt an den Tag: zu jenem Zeitpunkt, als die beiden von jedwedem Verdacht bereits gereinigt sind, dar Gatte aber nun seinerseits den Verdacht nicht los wird, daß seine Frau mit dem Ermordeten hinter seinem Rücken in unliebsamer Beziehung stand. Nachdem sich nun auch dieser Tatbestand als völlig harmlos herausstellt und- einem obendrein neeh snÖehjIi“ einem Ne'bertsatz mitgeteilt wird, dafj ein tafbekanriter Landstreicher der Mörder war, geht man beruhigt, doch nicht befriedigt nach Hause.

Halb Kriminalreißer, halb Eheproblemstück also: saubere Handwerksarbeit, doch eher konstruiert, recht abgegriffen und mit nicht allzu starkem Ideenreichtum ausgestattet — dafür mit um so mehr psychologischen Unwahrscheinlichkeiten, leidigen Zufällen und einer dürftigen Lösung am Schluß. Vier Schauspieler stehen sehr sehenswert im Einsatz: Marianne Schönauer, Peter Gerhard, Otto Ambros und Tino Schubert (ausgezeichnet). Die solide Aufführung betreute Otto Ambros, das freundliche Bühnenbild entwarf Magda Strehly.

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