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Kunst und Politik

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Er sei ein „demokratischer Mensch", sagt Major Steve Arnold von sich, als er in Ronald Harwoods Stück „Der Fall Furt-wängler" nach dem Hintergrund seines Engagements für diesen Fall gefragt wird. Der musikalisch höchst unvorbelastete US-Soldat, gerade deswegen für diesen Job ausgesucht, steht dem „big bandleader" Furtwängler, dem Musikidol von Millionen und gleichzeitig willigem Werkzeug von „Adolf, Joseph und Hermann" gegenüber. Einem Idol, das die künstlerische Tradition des Kontinents verkörpert und dessen Selbstverständnis auf der hehren Übermacht des Geistigen, der Musik gegenüber Politik und Alltagsrealität beruht. Und der doch von Eitelkeit, Selbstsucht, Machtbewußtsein oder Konkurrenzneid (auf den aufsteigenden Stern Herbert von Karajan!), also von höchst trivialen und egoistischen Motiven getrieben wird. Nie - so scheint es — können diese zwei Welten einander verstehen.

Meisterhaft hat Autor Harwood Personen wie den zweiten Geiger und NS-Or-chesterspitzel (der dann auch dem Major wieder zu Diensten ist), den deutschstämmigen jüdischen US-Leutnant oder die musikbegeisterte Sekretärin (deren Vater Widerstandskämpfer war)in diebrisante Story eingebaut, die Vielschichtigkeit der Probleme wird dadurch deutlich.

Ebenso meisterhaft hat Regisseur Helmut Griem im Wiener Rabenhof-Theater ein hervorragendes Ensemble aus Sieghardt Rupp, August Zir-ner, Alexander Waechter, Andre Pohl, Nicolin Kunz und Kathrin Beck im exquisit-kargen Bühnenbild von Mathias Kralj zu berührenden Spitzenleistungen geführt.

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