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Ein Blick nach "Wien Anno 1683".

Mit seinem Buch "Wien Anno 1683" über die 2. Türkenbelagerung Wiens durch den Großwesir Kara Mustafa gelingt Johannes Sachslehner eine Gesamtschau der Ereignisse dieses Schicksalsjahres für Europa. Abweichend von "objektiver Geschichte" werden hier keine Helden gefeiert, sondern 365 Tage des Jahres 1683 mit großen und kleinen Begebenheiten erzählt, Fakten werden angeführt, jedoch auf eine ausführliche Interpretation dieser Daten wird weitgehend verzichtet.

Eindringlich schildert der Autor das Schicksal von Opfern und Tätern, lässt die Leser teilhaben an Unheil und Chaos und vermittelt eine Ahnung, wohin religiöser Fanatismus, Hass, Ruhmsucht und Grausamkeit auf beiden Seiten führen.

Das Ergebnis und der Ausgang der Belagerung Wiens können als bekannt vorausgesetzt werden, trotzdem erhält der Leser durch das Einbeziehen vieler authentischer Zeugnisse einen gänzlich neuen Eindruck, einerseits von der großen Politik und den Befindlichkeiten der Herrscher von König Ludwig XIV., über Kaiser Leopold I. bis zum Polenkönig Jan Sobieski, welche überwiegend eigene Machtinteressen vertreten anstatt geeint gegen den "Erbfeind im Osten" aufzutreten. Aber auch das Osmanische Reich mit seinen Verbündeten, Vasallen und zur Heerleistung gezwungenen Völkern ist kein einheitlicher Block, auch hier herrschen Eigen- und Machtinteressen vor, welche nicht unwesentlich zur Niederlage des türkischen Heeres vor Wien beitragen.

Das Kriegsabenteuer Kara Mustafas scheitert und endet mit der Überbringung der "seidenen Schnur". Dies bedeutet Mustafas Tod und ist der Auftakt einer Reihe von Siegen der kaiserlichen Truppen.

Einige beim Lesen störende Zahlenstürze, Trennfehler und sinnentstellende Ungereimtheiten hätten beseitigt werden sollen. Sehr positiv zu erwähnen sind aber im Anhang des Buches die Worterklärungen, ein Überblick über die Regierenden und die ausgesprochen liebevolle Illustration. Ein spannendes, informatives Lesebuch über eine nicht angenehme Zeitepoche.

Wien Anno 1683

Von Johannes Sachslehner

Pichler Verlag, Wien 2004

360 Seiten, geb., zahlr. Abb., e 22,-

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