Frosch auf Fußball - Josch der Frosch - © Gemma Palacio

Kinderbuch "Josch der Froschkönig": Kein Märchen mit frecher Heldin

19451960198020002020

Buchpreis von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur

19451960198020002020

Buchpreis von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur

Werbung
Werbung
Werbung

Nach „Rotkäppchen rettet den Wolf“ präsentieren Petra Piuk und Gemma Palacio mit einer äußerst unterhaltsamen Froschkönig-Adaption ein zweites sogenanntes „Nicht-Märchen“. Und treiben nicht nur mit altbekannten Motiven, sondern auch durch den Einsatz interaktiver Textsorten ein freches Spiel.

Der Einstieg ist als Streitgespräch zwischen Erzählstimme und Hauptfigur Jessica inszeniert, die bereits in der zweiten Zeile ein lautes „STOPP“ in die Geschichte hineinruft. Mit ihrer Forderung „Können Märchen nicht mal anders anfangen?“, wird die Handlung prompt ins 21. Jahrhundert katapultiert. Denn wir haben es hier mit einer aufmüpfigen Heldin zu tun, die sich jeglichem Prinzessinnen-Klischee widersetzt und sich mit Freundschaften nicht ganz so leicht tut. Genau genommen ist sie eine Königstochter (ihr Papa heißt Karl König), doch statt in einem Schloss wohnt sie mit ihrer Familie in einer Zweizimmerwohnung und ihre Lieblingskugel ist nicht golden sondern aus Leder.

Als ihr Fußball in einer Matschgrube landet, kommt es zur Begegnung mit dem Frosch Josch. Der Nachfahre des berühmten Froschkönigs wäre gerne der Disco-King auf einer der nächsten Moor-Blubber-Partys, die aber dank Menschenverschulden (Stichwort: Bodenversiegelung) immer schwerer zu erreichen sind. Beim Versuch, ihrem neuen Freund zu helfen, verwandelt sich Jessica plötzlich selbst in einen Frosch. Und hier folgt die große dramaturgische Überraschung: Die abenteuerliche Reise zur großen Moor-Sause wird nicht einfach weitererzählt, sondern die Leserinnen und Leser sollen in Form eines abwechslungsreichen Brettspiels die Hauptfiguren zum Ziel bringen. Dort lauern natürlich Hindernisse und Gefahren wie Brunnenschächte, Schwimmbecken und diverse Fressfeinde, integrierte Ratespiele und andere spaßige Anweisungen wiederum bringen die Akteure vorwärts.

Wieder in der linearen Erzählung angekommen erwarten sie auf der Party viele weitere exotische Amphibien. Den beiden Künstlerinnen ist hier ein erfrischendes Werk mit diversem Figurenrepertoire gelungen, das das Thema Naturschutz auf eine im wahrsten Sinn des Wortes verspielte Weise aufgreift. Immer wieder wird der Erzählfluss durchbrochen – sei es durch Zwischenrufe oder sogar Fluchtversuche der Protagonisten oder durch unterschiedliche Mitmachaktionen wie Steckbriefe oder dem bereits erwähnten Brettspiel. Klar, dass die Farbe Grün die Illustrationen dominiert.

Eine schwungvolle Lektüre, selbst für so manchen Lesemuffel!

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung