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Englischer Buchdruck

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British Council und Kunstgewerbemuseum haben am Stubenring eine sehenswerte Ausstellung englischer Buchkunst und Gebrauchsgraphik zusammengetragen: Privatdrucke, bibliophile und Massendrucke aus den letzten drei Jahrhunderten, welche die immer gleichmäßige Höhe der englischen Druckkunst erkennen lassen. Klarheit, Eleganz und Leichtigkeit sind ihr in einem Maße eigen, wie es der europäische Kontinent kaum je gekannt hat; selbst der Jugendstil, der doch andernorts die Lettern mit dem besten Willen zum Neuen qualvoll verdrehten Schlinggewächsen ähnlich werden ließ, hat in England keinen Schaden angestiftet — wenn immer seine Druckkunst zu verflachen drohte, fand sich ein bedeutender Künstler oder Drucker, der die Zeilen der zeitgenössischen Bücher durch das Vorbild seiner Lettern wieder ins rechte Geleise verwies. So kommt es, daß etwa zwischen den Typen Caslons (18. Jhdt.) und denen unserer Zeit überraschend wenig Unterschiede bestehen: die fortwährende Verfeinerung und Ausmerzung sich einschleichender Entartungen verleiht ihnen ihren Wert, nicht eine gewollte Originalität. Interessant für den mitteleuropäischen Bücherfreund ist insbesondere das Werk William Morris', der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Reformer ruskin-scher Prägung den englischen Buchdruckern den Wert handwerklicher Arbeit und Gesinnung begreiflich machte — denn ihm und seinen Schülern haben einige deutsche Pressen und Verlage, wie etwa „Die Insel“, ihre Schriftkultur zu verdanken. — Unter den meist aus englischen Kunstgewerbeschulen stammenden Gebrauchsgraphik-blättern ist hingegen nicht viel zu finden, was besonderer Aufmerksamkeit wert wäre; dergleichen gibt's überall.

„Oesterreichische Post — alt und neu“ heißt eine amüsante“ Ausstellung im großen Raum der Staatsdruckerei in der Wollzeile. Sie wird mit ihren Museumstücken — alten Briefkasten, einem stilgetreuen Biedermeier-Postamt, historischen Briefträgeruniformen, dem Modell des werdenden Großpostamtes am Westbahnhof — vor allem den Amateuren unter den Wiener Lokalhistorikern Vergnügen bereiten. Der Kunstreferent hat außerdem noch die geschickte Gestaltung dieser Exposition u verzeichnen.

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