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Humor ist

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Wie einstens für den Kropf — der glücklicherweise durch das Jodsalz gebannt wurde — scheinen Alpenrepubliken für den Virus der Humorlosigkeit anfällig zu sein. „Schon lang nicht so wenig gelacht“ könnte — inmitten von Konjunktur und Wohlstand — unser Motto heute heißen. Die Schweizer erhalten eine Art von Jodsalzinfusionen durch von Zeit zu Zeit überraschend auftauchende Kabarettisten. So lernten wir auch unlängst in einem viel zu kurzen Fernsehprogramm einen Mann namens Hohler (Vorname nicht genannt) kennen. Er macht sich die musikalische Begleitung selber — auf einer entsetzlich kratzenden Geige oder auf zwei Pauken. Das

Wichtige an ihm aber ist, was er dichtet und sagt. Er verzichtet auf aktuelle Anspielungen etwa in der Politik oder so. Ihm geht’s um den höheren, den philosophischen Blödsinn und den unserer Sprache. Er ist als Clown das, was Wittgenstein ganz ernsthaft war. Er ist ein Nachfahre des Christian Morgenstern und des Kurt Schwitters — nicht des Malers, sondern des surrealen Poeten.

Die Späße, welche die „V e r steckte Kamera“ uns ursprünglich bereitete, wirken bereits etwas abgestanden und repetitiv. Vielleicht verlangt dieses großartige Mittel, die Menschen ohne ihr Wissen in ihren Gewohnheiten festhalten zu können, auf die Dauer etwas mehr als das Bestreben, sich über sie lustig zu machen. Angesichts der statistischen Langweiligkeit unserer Soziologen stellt sich hier die Aufgabe, den Menschen ihre seltsamen Verhaltensweisen im Alltag vorzudemonstrieren. Etwa wenn sie in der Straßenbahn bereits zwei Haltestellen vor der ihrigen zwangshaft aufstehen und sich am Eingang, die anderen behindernd, aufstellen.

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