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Wem gehört das Mittelmeer?

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Die Vielfalt der Blüten in den Gärten des europäischen Mittelmeeres verlockt dazu, ihr Aufblühen dem einen oder anderen Gärtner allein zuzuschreiben. So sehr jeder Versuch, die Verdienste an diesem sehr Gemeinsamen einem einzelnen zuzuteilen, durch seine Beweisführung und die Zahl seiner Nachweise bestechen könnte, muß er doch am Ende mißlingen. Keinem der dem Mittelmeer benachbarten Völker allein — die es alle als eine Art „mare nostrum“ beansprucht haben — kann es gerechterweise übergeben werden, ohne den Anspruch eines nicht minder berechtigten anderen zu beschneiden. Wenn Sigrid Hunke die Strahlen von Allahs Sonne ein wenig genauer in ihre vielen Farben zerlegt hätte, hätte dies den Strahlen nicht geschadet. Hinter dieser Sonne Allahs erscheinen doch nicht allzu selten auch die Gestirne Alexanders des Großen, Kyros' und Casars, um bei hier nahe-' liegenden astronomischen Bildern zu bleiben. Es ist schade, diese Vielfalt von Wirkung und Gegenwirkung hier so einseitig und leider somit auch nicht überzeugend vereinfacht zu rinden. Dem tut der wenig repräsentative Bildschmuck noch weiter Abbruch. Das sehr interessante mozarabische Thema wurde nur gestreift, und dies einseitig. Die Araber kamen durch die Goten auf die iberische Halbinsel, und wie sehr haben sich die beiden Volkselemente wechselseitig befruchtet! Ferner: Es gab damals kein „deutsches“ Kaisertum und somit keinen „deutschen“ sondern einen „römischen Kaiser“ (Bild nach Seite 192). Die Politik Friedrich II. ist entweder nicht richtig erfaßt oder doch mindestens nicht richtig beschrieben. Von einem „friderizianischen“ Hof kann man da schwerlich sprechen, wenngleich es sich auch hier um einen „Friedrich IL“ handelte. Die Diktion ist enthusiastisch, aber unpräzis.

Im ganzen eine interessante Lektüre über ein bedeutendes Thema, und zur ersten Information zu empfehlen. Der Vielfalt des Behandelten war ohne tiefgehende Forschung wohl schwer zu entsprechen. Den Satz auf Seite 204 — „Kirche und Mönchstum, was immer sie im geistigen Felde gewirkt, haben im weltlichen ,die Kultur nicht gerettet', sondern sie oft genug behindert“ — geben wir ohne Kommentar wieder.

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