Das Böse ist immer und überall

Werbung
Werbung
Werbung

FINAL FANTASY - DIE MÄCHTE IN DIR. - Final Fantasy

In der Logik der in Japan sehr populären interaktiven Rollenspiele der "Final Fantasy"-Serie muss die Erde, die kurz vor ihrer finalen Verwüstung steht, gerettet werden. Aliens, die den lebenden Wesen ihre Seelen rauben, will ein General mit einer Super-Waffe vernichten. Ein Wissenschaftler weiß besseres, darf aber nicht: Eine spirituelle Energie-Welle formen, die die Aliens neutralisiert. Seine mutige Assistentin macht sich mit Hilfe einer Eliteeinheit auf die Suche nach den nötigen Komponenten für die Formel, die das Böse transformiert. Mühsam zusammengehaltene Handlungslogik einerseits, notdürftig kaschierter Schusswechsel gegen insektoide Aliens in apokalyptischen Fantasy-Welten andererseits, und eine elende unsägliche primitiv esoterische Ideologie über allem: auf den abendfüllenden Kinowerbetrailer zum Computerspiel kann man verzichten. Allenfalls ab 14.

Mitten im Computerspiel geht manchmal gar nichts mehr: Eine Handlungssequenz muss der Spieler über sich ergehen lassen und hat keine Möglichkeit, sie zu unterbrechen oder zu überspringen. Sie dient der eingehenderen Charakterisierung der Spielfiguren und dem rudimentären Rahmen, in dem die Herausforderungen des Spiels plaziert sind und heißt "Cut Scene". "Final Fantasy" ist eine Unterbrechung in Spielfilmlänge zwischen den Versionen des Computerspiels. Die neunte Version von "Final Fantasy" ist seit einem Jahr auf dem Markt, das Erscheinen der zehnten für das Frühjahr 2002 terminiert.

Der Meister selbst hat Regie geführt. Die Figuren sind allesamt im Computer entstanden, kein Wesen wurde digitalisiert, das Ziel - für Film wie Spiel - nennen Programmierer "Fotorealismus". Allgemeines und Singuläres verschmilzt: Die Figuren haben in der Tat eigene Physiognomien, darin ähneln sie Schauspielern; das Eigene formt den Typ. Jenseits ihrer Erscheinung jedoch herrscht purer Schematismus. Die Charaktereigenschaften der Helden: Führungsqualitäten aus der Ökonomie. Der Gegenspieler kommt aus dem Militär. Die Umwelt: Das All und die Erde, kurz vor ihrer finalen Verwüstung. Die Gefahr: Aliens, bevorzugt insektoid. Die Aktion: Fliegen, landen, suchen, schießen. Den Erzählrahmen umschreibt man nicht nur bei solchen Unternehmen mittlerweile gerne mit "Philosophie" - und müsste doch unsägliche Trivialideologie dazu sagen.

Dr. Sid (Eigenschaften: ausgeglichen, weise, hingebungs- und fantasievoll, zuversichtlich, erfahren) hält den Schlüssel in der Hand: Die Welt besteht aus Gegensätzen, Wesen verfügen über spirituelle Wellen, findet man den Gegensatz zu den Wellen der Aliens, so werden diese vernichtert - eine andere Sprache würde dazu sagen: aufgehoben. Aki Ross, die Heldin der Handlung (Eigenschaften: schön, brillant, leidenschaftlich, sensibel, intuitiv, fokusiert, zielbewusst) ist auf der Suche nach den acht Geistern, deren gemeinsame Energie die Erde aus ihrem apokalyptischen Koma wieder in ein Paradies verwandelt. Ihr zur Seite steht das Einsatzkommando "Deep Eyes Squadron", eine Eliteeinheit, die sich im Laufe des Films opfern muss, mit Gray Edwards (entschlossen, fokusiert, unerschrocken, mutig, loyal...), ihrem Anführer, wird das Opfer als heilsversprechend eingeführt. Aki Ross steht für die zweite Argumentationslinie: Sie ist von den Aliens infiziert, daher kann sie mit ihnen kommunizieren, anfallartig vor ihrem sicheren Tod geht sie innerlich auf Reisen, hat Träume und sieht "Gesichter". General Hein (Eigenschaften: intelligent, zielstrebig, arrogant und störrisch, aber fähig und selbstbewusst) hat die Funktion, zu sabotieren: da seine Familie bei einer Alien-Invasion ums Leben kam, will er Vergeltung atomaren Ausmaßes und ist bereit, über Diffamierung und Sabotage die Macht zu usurpieren.

Gegen die Cut Scenes der "Final Fantasy"-Spiele kann man einfach nichts tun - diesen Film aber kann man sich ersparen. Und das große Getöse um die animierten Schauspieler kann man getrost überhören. Zwar wehen die Haare der Frau und der Bart des Alten sieht sehr real aus, aber die eckigen Handbewegungen und schablonenhaften Gesichtsausdrücke sind elend. Mit Film im eigentlichen Sinn hat das wenig zu tun. Das gehört allenfalls auf den Bildschirm, wo man anscheinend auf Logik oder Handlung bei Spielen weniger wert legt. Für die Kinoleinwand ist es einfach zu blöd.

Japan/USA 2001 - Produktion: Square Co. Ltd./Chris Lee Prod. - Produzent: Jun Aida, Chris Lee, Hironobu Sakaguchi, Akio Sakai - Verleih: Columbia TriStar - Länge: 90 min. - Regie: Hironobu Sakaguchi, Motonori Sakakibara - Buch: Al Reinert, Jeff Vintar, Hironobu Sakaguchi - Kamera: Montonori Skakibara - Schnitt: Christopher S. Capp - Musik: Elliot Goldenthal - Art-Director: Kevin Bjorke, Tani Kunitake, Shuko Murase - BBWK: noch offen - Prädikat: ---

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung