Nostalgische Erinnerungen vor den Rückzügen

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Erinnern Sie sich noch an ein buntes Blättchen, das täglich in Österreichs Zeitungskolportage erhältlich war und die heimische Version von tiefstem Boulevard - von Anfang an und als erste im Land im Vierfarbendruck - darstellte?

Es ist genau ein Jahr her, dass der emotional nicht immer ausgeglichene Medientycoon Kurt Falk sein täglich Alles von einem Freitag auf einen Samstag des August 2000 einstellte. Einstellte? Nein!

"www.papier.ade" lautete die letzte Schlagzeile des Blattes, und ab diesem Zeitpunkt gab es täglich Alles nur mehr noch als tA-Online, also im Internet. Die Printausgabe des Falk-Werkes ging uns nicht wirklich ab, und wir gestehen, dass wir auch bei der Internet-Ausgabe beinahe ein Jahr abstinent waren. Weil wir so lange nichts davon gehört und gesehen hatten, fanden wir es umso erstaunlicher, dass tA-Online immer noch im Netz zu finden ist. Wir konnten zwar keinen Grund ausmachen, wozu tA-Online da ist - außer um nostalgischen Gefühle einmal im Jahr freien Lauf zu lassen. Auch die journalistische Mannschaft von täglich Alles dürfte abgebröckelt sein, nicht zuletzt verunglückte Fenstergucker Gerd Leitgeb vor wenigen Wochen tödlich.

Immerhin entdeckten wir noch Nikolaus Schrefl und seine Rubrik Leute und auch Altmeister Kurt Tozzer gibt weiterhin Berichte zum Thema Medien zum Besten. Typische täglich-Alles-Lebenshilfe fanden wir ebenfalls: "Was es bedeutet, wenn Sie von Mord träumen ...", aber wir ersparten uns, die Antwort dazu zu lesen.

Kurz vor dem Jahrestag seiner abrupten täglich-Alles-Einstellung (pardon: seiner Umwandlung von täglich Alles zu tA-Online) war Kurt Falk, 67, wieder in den Medien. Diesmal hatte er der Presse mitgeteilt, dass er seine Wochenzeitung Die ganze Woche (Reichweite: 1,3 Millionen Leser) an seine Söhne verkauft hätte. Der Medienmann sieht sich "in den Ruhestand eintretend".

Kurt Falk ist zur Zeit nicht der einzige, der sein Haus bestellt. Auch Hans Dichand, mehr als ein Jahrzehnt älter als sein Ex-Kompagnon und Intimfeind, versucht, seinen Sohn Christoph in die Krone-Chefetage zu hieven. Es scheint, die alten Männer der Printbranche haben sich auf den Rückzug begeben. Otto Friedrich

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