(Un-)Perfektes Verbrechen, unperfekter Thriller

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Im Netz der Spinne - Along with a spider

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Im Netz der Spinne - Along with a spider

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Detective Alex Cross wird vom Entführer selbst gebeten, den Fall zu übernehmen, und mit einer unerfahrenen Sicherheitsagentin an seiner Seite erkennt Cross, dass es der Täter Gary Soneji nicht auf die sich in seiner Gewalt befindende Senatorentochter Megan Rose abgesehen hat, sondern auf den Sohn des russischen Präsidenten, mit dem das Mädchen befreundet ist. Dies soll das größte Verbrechen des Jahrhunderts werden und ein perfektes obendrein - und nur Cross ist fähig, die Schönheit einer solchen Tat anzuerkennen. Polizeifilm, dem es an Überraschungsmomenten wie an psychologischer Logik mangelt, den für das Genre wohl entscheidenden Zutaten. Ab 16.

Detective Dr. Alex Cross ist ein Held, gerade weil ihn der Film als solchen nicht mehr einführen muss. Eine Reihe von Kriminalromanen ist nach ihm benannt, Morgan Freeman spielt den von der Polizei verpflichteten Psychologen und Buchautor mit Meriten in der Kriminologie zum zweiten Mal, nachdem Kiss the Girls 1997 in die Kinos kam. Der erste Film basierte auf der zweiten Erzählung von James Patterson für die Serie, Along Came a Spider ist die Verfilmung der ersten: Eine Vorgeschichte ist der Vorspann, dazu da, um aus Alex Cross einen gebrochenen Mann zu machen. Seine Kollegin kommt bei dem Versuch um, eines Sexualtäters habhaft zu werden.

Soviel erotisch gefärbte Spannung wie in diesen ersten Minuten, in denen Cross aus einem Hubschrauber seiner Partnerin die Dialogzeilen per Funk eingibt, die sie ausspricht und den Erotomanen in eine Falle locken soll, bevor der Hubschrauber sich senkt und Cross das Auto angreift, in dem die beiden fahren, hat der ganze folgende Film nicht. Cross ist beileibe nicht gebrochen, sondern lediglich mit einer tragischen Vergangenheit ausgestattet. Der ihm entgegengestellte Bösewicht Gary Soneji (Michael Wincott): ein Täter mehr, der das perfekte Verbrechen - nicht um schnöde Gründe wie Geld, sondern um Ruhm geht es ihm - inszenieren will. Cross zur Seite gegeben: Jezzie Flannagan (Monica Potter), eine Sicherheitsbeamtin vom Secret Service, die das Verbrechen Sonejis nicht verhindern konnte, und der man unter keinen Umständen abnimmt, dass sie als Pilotin für die Air Force One ausgebildet wurde.

Das Verbrechen schließlich: Soneji entführt aus der unter höchster Sicherheitsstufe stehenden Cathedral School die Tochter eines Senators, Megan Rose (Mika Boorem), und Security Guard Jezzie Flannagan kommt nicht dahinter. An Cross' Seite - natürlich will Soneji keinen anderen an dem Fall arbeiten sehen als Alex Cross - lernt Agent Flannagan das Täterprofil zusammenzustellen: Nicht um Megan Rose geht es Soneji, sondern um den Jungen des russischen Präsidenten, der Megans Freund ist und den er mit Megan als Köder aus den Fängen seiner Bodyguards locken will. Für den genialen Cross wird der Fall mit der Zeit aber immer weniger schlüssig. Vom Entführer entführen, das Profil desjenigen, der das Profil herstellt, ergründen: mit diesen reflexiven Formen versucht der Film, seine Story zu verkomplizieren.

Ein böser Mann und ein tapferes Mädchen, ein guter Onkel und eine junge Frau, die auf die Titelseite eines Modemagazins gehört und nicht in einen Polizeifilm: Diese Figuren verfolgt der Zuschauer, wie sie ein arg bekanntes Erzählmuster reproduzieren, mit Drohungen und versteckten Kameras, Countdowns und scheiternden Ermittlungen. Das Beispiel der Schleifen eines Software-Programms zur Herstellung von Kriminalfällen ist das, nicht das Netz einer Spinne.

USA 2001 - Produktion: David Brown, Phase 1, Revelations Entertainment - Produzenten: David Brown, Joe Wizan - Verleih: UIP - Länge: 104 Min. - Regie: Lee Tamahori - Buch: Marc Moss nach einer Novelle von James Patterson - Kamera: Matthew F. Leonetti - Schnitt: Neil Travis - Musik: Jerry Goldsmith - Darsteller: Morgan Freeman, Monica Potter, Michael Wincott, Mika Boorem, Penelope Ann Miller, Michael Moriarty - BBWK: noch offen - Prädikat: noch offen

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