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Grete-Wiesenthal-Ballett in der Staatsoper

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Das Institut, das für Grete Wiesenthal den Weg in die Welt des Tanzes geöffnet hat, die Wiener Staatsoper, sieht sie jetzt dort als Autorin ihrer eigenen Ballettschöpfung zurückkehren und diese selbst choreographisch gestalten. Zwischen ihrer Wirksamkeit als Ballettmädel am Hofoperntheater und ihrer professoralen Tätigkeit bei der Einstudierung des „Taugenichts von Wien“ lag ihre einzigartige Erneuerung des Tanzes aus dem Geiste eines verklärenden Wiener-tums, die sie zunächst in eigener Gestaltung in zahllosen Tanzabenden zum Siege führte und dann darüber hinaus einem zahlreichen Schülerkreis übermittelte. Bei Grete Wiesenthal tritt zur vollendeten Technik als selbstverständlicher Voraussetzung immer noch die künstlerische, man möchte sagen weltanschauliche Gesinnung, von der ihre Kunst getragen ist. Tanz ist bei ihr nicht nur eine schöne Geste, sondern vielmehr ein Bekenntnis, ein Jasagen zur Welt aus innerer Befreiung heraus. In diesem Punkte berührt sich die Künstlerin aufs innigste mit dem Wesen wahren Wienertums, in dem sich die Frohnatur nicht auf Oberflächlichkeit, sondern auf die Überwindung des Pessimismus gründet. Man sagt, daß Humor besitzt, wer dennoch lacht. Grete Wiesenthal überwindet in ihrer Kunst die Welt, indem sie dennoch tanzt, das heißt, dem Dasein die goldene, harmonische Seite abgewinnt.

„Der Taugenichts von Wien“, der in der . Volksoper nun in einer sorgfältigen Neuinszenierung herausgebracht wurde, war schon im Jahre 1930 im großen Haus erschienen. Die Wiederbelebung des Balletts suchte aus den vorhandenen Mitteln das Bestmögliche herauszuholen. Sehr gut trafen den verträumten Stil der romantischen Handlung die zarten Bühnenbilder von Erni Kniepert, die mit der gebotenen Schlichtheit eine reizvolle Vornehmheit glücklich verbinden. In solch aparten Rahmen stellte unsere große Tanzmeisterin ein wundervoll abgestimmtes, vielgestaltiges Bewegungsgeschehen, indem sie die ausgezeichneten Kräfte des Ballettensembles der Staatsoper klug nützte und auf jeden Platz den geeignetsten Künstler zu setzen wußte. Grete Wiesenthals getanzte Bühnendichtung ist ein Spiel von Jugend, Liebe und Trennungsschmerz. Es ist vollgesogen von Lyrik und Poesie und gibt dem Tanze, was des Tanzes ist: willkommene Chancen zur Entfaltung solistischer Darbietungen und das Zusammentreten zu einem tänzerischen Kontrapunkt in großangelegten Ensembleszenen.

Der Komponist und Dirigent hatte im Anschluß an den „Taugenichts“ zugleich in dem Ballett „Österreichische Bauernhochzeit“ ein weiteres eigenes Opus zu betreuen, bei dem Willy Franzi die Choreographie besorgte und die Rolle des Bräutigams tanzte. Margarete Wallmanns Ballett gestaltet hier die Darstellung eines Hochzeitsfeste~ auf dem Lande mit viel schönem Braachrum der österreichischen Landschaft aus.

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