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Das mystische Land Mitteuropa

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Unter Zuhilfenahme von Literatur bietet der bekannte Historiker Jacques Le Rider einen historischen Abriß der Mitteleuropakonzeptionen der letzten 200 Jahre.

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Unter Zuhilfenahme von Literatur bietet der bekannte Historiker Jacques Le Rider einen historischen Abriß der Mitteleuropakonzeptionen der letzten 200 Jahre.

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Es bereite dem Historiker Schwierigkeiten, sich „im Gewirr der politischen Ideen und Denkansätze“ zurechtzufinden, die um den Begriff Mitteleuropa kreisen, gesteht der Autor gleich zu Beginn. Neben dem Heiligen Römischen Reich wird auch das Habsburger Modell analysiert, das als wünschenswerte Alternative „wenn auch unter dem neuen Titel einer ,europäischen Föderation“1 neben deutschem oder russischem Imperialismus oder der chronischen Instabilität kleiner, ohnmächtiger Staaten erscheint.

Die Arbeit macht wiederholt deutlich, wie schwierig es ist, zu gesicherter Erkenntnis auf einem Gebiet zu gelangen, wo selbst der zentrale Begriff im vagen bleibt. Der Abschnitt über die heutige österreichische Identität enthält stellenweise Phrasen oder Gemeinplätze. In einem eher dürftigen Resümee werden Deutschland und Österreich gegenübergestellt. Für ersteres sei Mitteleuropa „nicht viel mehr als eine entfernte Vorgeschichte“, Österreich hingegen klammere sich immer noch an die Idee der Überlebensfähigkeit Mitteleuropas, „und sei es nur aufgrund der Verwandtschaft der architektonischen Formen, der Bahnhöfe und Postämter, der Städtenamen oder der Speisekarten.“ So wird wohl kaum das Gewirr der Mitteleuropakonzeptionen aufzulösen sein.

MITTELEUROPA

Auf den Spuren eines Begriffes.

Von Jacques Le Rider. Aus dem Französischen von Robert Fleck.

Deuticke Verlag, Wien 1994.

18} Seiten, öS 198,-.

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