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Abbitten

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Abbitte leisten muß ich den Kunstkritikern. Wenn sie in der (übrigens hervorragend redigierten!) „Galerie" den Österreichern unter Drohungen jenen evidenten Schwindel aufschwafeln wollen, der in zehn Jahren unfehlbar auf den MUllhalden landen wird, sind sie nicht eine Quelle des Ärgers, sondern der nicht enden wollenden Erheiterung.

Abbitte leisten muß ich der Barbara Coudenhove-Kalergie. Nicht etwa deshalb, weil sie im zivilisierten Ausland eine Gräfin ist, hierzulande aber keine, sondern weil sich seit einem unguten Telefongespräch vor vierzehn Jahren so vieles geändert hat. Barbara Coudenhoves Polen-Reportagen (zuletzt in Claus Gätterers „teleobjektiv") übertreffen einander an Sachkenntnis und an jenem Einfühlungsvermögen, wie es eben nur durch Sprachbegabung und hochgezüchteten politischem Instinkt erzielbar ist.

Abbitte leisten muß ich den Unternehmern. Uber sie hatte ich mir in den 21 Jahren, in denen ich selbst die Rolle eines solchen spielte, die denkbat schlechteste Meinung gebildet. Lange glaubte ich, ihre Unbildung werde nur durch ihre Schläue, ihre mangelnde Menschenkenntnis nur durch ihre Selbstherrlichkeit Ubertroffen, doch als mir Claus Gatterer im „teleobjektiv" weismachen wollte, Chemie-Manager hätten es aus Habgier auf die Vergiftung ihrer Arbeiter abgesehen, erinnerte ich mich meiner flehentlichen Bitten, Schutzmaßnahmen auch dann zu beachten, wenn ich den Rücken kehrte. Denn ich liebte diese Burschen mit dem niedrigeren IQ, und sie mich. Aber es war umsonst, und die Welt ist eben komplizierter, als sich gutmeinende, aber klischeeverhaftete Sozialisten das vorstellen.

Abbitte leisten muß ich den Spießbürgern. Im Fernsehspiel „Tandem" zwingen sie ein jakobinisch umerzogenes Paar zum Kinderkriegen und aufs Standesamt. Natürlich nicht in die Kirche, denn das hat der „Spiegel" verboten.

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