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Abenteurer Gottes

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Wer ihn gekannt hat, weiß, daß er oft ein Held war, aber nie ein Heiliger sein wollte: der Priester Karl Bayer (1915-1977), der rastlose „Don Carlo", der sein Leben lang in aller Welt Menschen in Not beistand - unkonventionell, oft abenteuerlich, menschlich und allzu menschlich, nicht als pedantischer Buchhalter, obschon er als Chef der internationalen „Caritas" in Rom wie des „Europäischen Hilfsfonds" in Wien Kirchenbeamter war.

Jetzt hat ihm ein jungen Historiker mit einer gut recherchierten Biographie ein so umfangreiches Denkmal gesetzt, daß manche Einzelheiten oft mehr besagen als es der Autor bemerkt. Als Opfer „schamloser Machenschaften" im Vatikan wurde Bayer 1970 aus Rom verbannt, nachdem er als Hilfe für B iafra nicht nur Lebensmittel, sondern auch Geld (dessen Druck er bezahlte) nach Afrika geschickt hatte. „Ich stand vor der Alternative, so zu helfen oder nicht zu helfen", schrieb er. Schon als Theologiestudent im damals sehr strengen römischen „Germanikum" fürchtete Bayer, daß seine „ganze Vitalität ins Nichts versanden" könnte. Das blieb sein Problem bis er gebrochenen Herzens starb - in Rom. Nicht jeder gute, fromme Mensch eignet sich schon zum katholischen Prälaten.

CARLO BAYER. Ein Römer aus Schlesien. Von Christian Heidrich. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1992. 380 Seiten, öS 375,-.

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