Wer ihn gekannt hat, weiß, daß er oft ein Held war, aber nie ein Heiliger sein wollte: der Priester Karl Bayer (1915-1977), der rastlose „Don Carlo", der sein Leben lang in aller Welt Menschen in Not beistand - unkonventionell, oft abenteuerlich, menschlich und allzu menschlich, nicht als pedantischer Buchhalter, obschon er als Chef der internationalen „Caritas" in Rom wie des „Europäischen Hilfsfonds" in Wien Kirchenbeamter war.Jetzt hat ihm ein jungen Historiker mit einer gut recherchierten Biographie ein so umfangreiches Denkmal gesetzt, daß manche Einzelheiten oft
Keine Spur von Triumphalismus war in den ersten Tagen der Sondersynode europäischer Bischöfe in Rom zu spüren, obschon der Anlaß dieser zweiwöchigen Begegnung, die „Wende" in Osteuropa und das Ende des Staatsatheismus, Grund genug zum Jubeln, ja zu „weströmischer" Selbstgerechtigkeit wäre.
Wiens Alt-Erzbischof, Kardinal Franz König, hatte die Idee, sich unter vier Augen und doch öffentlich mit Kardinal Joseph Ratzinger, dem Präfekten der römischen Glaubenskongregation, auszusprechen. Ein Journalist als - nicht ganz stummer Zeuge protokollierte den hochinteressanten Disput.
Das Buch eines FURCHE-Journalisten über Geheimkirchen hat schon vor Erscheinen viel Staub aufgewirbelt Was sagt ein anerkannter Vatikan- und Osteuropa-Experte dazu?
Ihr „historisches“ Treffen brachte Johannes Paul II. und den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow näher zusammen, als erhofft werden konnte.
Erstmals kommen während einer katholischen Bischofssynode die Laien in eigener Sache zu Wort. Nach 20 Tagen Diskussion kann eine erste Zwischenbilanz gezogen werden.
Seine erste Sympathie galt den „Aborigines“, den Ureinwohnern Australiens. Johannes Paul II. sieht sich als unermüdlicher Verteidiger aller Unterdrückten und Ausgebeuteten.
Sein Vater mußte sterben, weil er Erfolge im Kampf gegen die Mafia aufweisen konnte. Der Sohn des Generals dalla Chiesa beschreibt nun die Verbindung zwischen Mafia und den Politikern.
In der italienischen KP bahnt sich eine Wende an. „Eurokommunisten“ sind nicht mehr gefragt. Man sucht nach eigenem Weg innerhalb der „europäischen Linken“.
Zum neuen römischen Dokument über die Theologie der BefreiungNicht mit dem strengen, fast inquisitorisch klingenden Ordnungsruf wie vor eineinhalb Jahren in ihrer ersten Instruktion zur Befreiungstheologie hat jetzt die römische Glaubenskongregation das Thema wieder aufgenommen. Kardinal Joseph Ratzinger war noch behutsamer als es ohnehin seinem Umgangston entspricht, als er in Rom das zweite, über 60 Druckseiten lange, Instruktionspapier seiner Behörde vorstellte.Gewiß, er will es als Fortsetzung des ersten von 1984 verstanden wissen, er nimmt nichts zurück von der Beurteilung
Wie müßte eine „eigentliche" Theologie der Befreiung aussehen? Was haben moralisches und politisches Engagement gemeinsam? Darum ging es bei der letzten Papstreise.
Wer sowohl rechts wie links steht und deshalb in keines der gängigen politischen Lager einzuordnen ist, setzt sich dem Geschrei der Vereinfacher aus: Sie halten für einen Charaktermangel, was weniger simplen Köpfen einfach der Verstand bietet. So ergeht es jetzt Giulio Andreotti, dem italienischen Christdemokraten, der 40 Jahre italienischer Demokratie mit allen ihren Stärken und Schwächen mitgeprägt hat.Andreotti selbst nennt es „mündliches und schriftliches Banditentum", was sich jetzt an Verdächtigungen und unbewiesenen Anschuldigungen gegen ihn erhebt: Zunächst aus Anlaß der
Noch nicht die Regierung Cra-xi selbst, aber das vom ersten sozialistischen Ministerpräsidenten Italiens erlassene „Anti-Inflationsdekret", mit dem er erstmals die Kommunisten total herausgefordert hat, ist in einer parlamentarischen Redeschlacht verendet.Mit düsterem Pathos hatte Bettino Craxi von „schwarzen Tagen in der Geschichte der Republik" gesprochen. Er meinte die letzte Woche einer Debatte, in der die kommunistische Opposition in der Abgeordnetenkammer durch über 3000 Abänderungsanträge und Anwendung aller erlaubten Geschäftsordnungstricks, zuletzt durch täglich
Schmerzlicher Bruch oder zorniger Abschied? Seit Anfang dieser Woche gibt es jedenfalls zwischen den römischen Kommunisten und den russisch-rechtgläubigen Beherrschern des Sowjetimperiums nur noch eine einzige Gemeinsamkeit: Beide werfen einander Verleumdung und Verfälschung eines „Sozialismus" vor, dessen jüngste und schwerste Niederlage weit über den Schauplatz Polen hinauswirkt.Am 24. Jänner gipfelte der Streit im Vorwurf der Sowjetführung, formuliert von der Prawda, daß die KPI zur „direkten Hilfe des Imperialismus" geworden sei. Zwei Tage später antwortete die
Ubernächtigt, schmutzverkrustet, an der Leine Suchhunde mit verstaubtem Fell - so kommen mir die Männer des Tiroler Bergrettungsdienstes über Trümmerhalden entgegen. „Hier liegen noch Hunderte unter dem Schutt", sagt einer mit tonloser Stimme und starrt auf die leeren, mit Rauhreif bedeckten Särge, die auf der Piazza aufeinander-gestapelt warten - hier in Santangelo Dei Lombardi, in Lioni, Teora oder La-viano.Die Namen dieser Orte kannte niemand in der Welt, bevor die Erde in Kantanien, in der Basilikata bebte und ganze Städtchen wie Kartenhäuser über ihren Bewohnern
Der päpstliche Alltag, und mehr noch der deutsche, hat wieder begonnen. Was von der Deutschlandreise Johannes Pauls II. bleibt außer den Erinnerungen von Millionen, wird man nicht so schnell wissen. Der Papst selbst sprach von Erfolg - wohl wissend, daß der Maßstab dafür im geistlichen Bereich nicht der von üblichen Staatsbesuchen sein kann, weil sich da Tiefenwirkungen im Stillen vollziehen oder jedenfalls A uswirkungen, deren Bedeutung man erst auf lange Sicht ermessen kann.
Die Kunst, mit Widersprüchen zu überleben, stößt selbst in Italien auf Grenzen. So jetzt die paradoxe Vorstellung, die sich die neue, von nur knapper Mehrheit getragene Parteiführung der Democrazia Cristiana zurechtgelegt hat: Man brauche nur die Achse der Partei ein wenig nach rechts zu verlagern, um links brauchbare Koalitionspartner zu finden. Solch schöner Wahn - und mit ihm das Kabinett des Christdemokraten Cossiga - überdauerte den Führungswechsel in der Partei kaum zwei Wochen.Die Regierungskrise, die zwölfte in zehn Jahren, war nicht länger hinauszuschieben. Sie entblößt
Macht? In den dunklen, stets ein wenig fragend blickenden Augen Francesco Cossigas blitzt so etwas wie Schalk auf, aber er sagt es sehr ernst und mit dem dozierenden Ton des Professors für Verfassungsrecht: „Ich halte die Gleichsetzung von Politik und Macht für verfehlt. Viele Jahre habe ich Politik gemacht, ohne Macht zu besitzen."Und seit er vor einem halben Jahr „an die Macht" gekommen ist, an die Spitze der ohnmächtigsten Regierung, die Italien unter den 36 Regierungen seiner 33jährigen Republik erlebt hat, fühlt er sich in dieser Uberzeugung mehr den je bestätigt.
Ein Christdemokrat und doch keine der ewigen politischen Stehauffiguren des römischen Karussells; ein Mann, der sich - damals Innenminister - im Frühjahr 1978 selbst für „politisch“ tot erklärte, weil er die Entführung und Ermordung Aldo Moros nicht hatte verhindern können; der einzige Minister Italiens, der aus eigenem Antrieb und ehrenhaften Gründen sein Amt niederlegte - das ist Francesco Cossiga. Ihm ist es nun nach sieben Monaten Dauerkrise und zwei Monate nach den Wahlen gelungen, Italien wieder eine Regierung zu geben.
„Nicht den guten Schlaf, allenfalls einige Kilo“ raubt ihm nach eigener Aussage die verklemmte Lage zwischen den beiden „Großen“, den Christdemokraten und den Kommunisten. Es ist die eine Not, aus der er seit drei Jahren die stolze Tugend einer „dritten Kraft“ zu stilisieren sucht: Benedetto (genannt „Bettino“) Craxi.
Der Papst ist wieder im Vatikan. Aber er hat die geistige Landschaft in Polen, in Osteuropa und darüber hinaus verwandelt. Die Millionen Landsleute, die ihm in Warschau, Gnesen, Tschen-stochau, Auschwitz, Wado-wice, Nowy Targ, Nowa Huta und Krakau zugejubelt haben, gehen wieder ihrer täglichen Arbeit nach. Aber in ihnen brennt eine Hoffnung, die kein Politiker des Ostblocks (oder der Westwelt) in den Massen hervorzurufen versteht: die Hoffnung, daß es jenseits von Produktion, Arbeit und materiellem Wohlergehen eine andere, tiefere Dimension des Menschseins gibt.
Von Turin bis Palermo brüllen es die Lautsprecher über die „piazza“ jeder Stadt, jedes Dorfes, tönt es von fahnengeschmückten Podien wie der Refrain jener vielstrophigen Schlager, die sich alle zu gleichen scheinen: „Mit uns die Rettung - ohne uns die Katastrophe des Vaterlandes!“Meist nur müde und mechanisch heben sich die Hände zum Beifall. Und dies nicht nur dort, wo sich wenige Menschen um den Parteiredner versammeln, der sich wie ein Rufer in der Wüste fühlen muß; auch dort, wo die „Massen“ sichtbar werden, die ohnehin längst überzeugten Anhänger dieser
„Ein Seelenhirt, der nichts von Diplomatie und schon gar nichts von Verhandlungen mit Kommunisten hält; ein neuer Papst aus Polen, also das Ende der alten vatikanischen Ostpolitik“ - in solche simplen Formeln, die kurz nach der Papstwahl letzten Herbst noch da und dort herumgereicht wurden, wagten schon bald auch die blindesten Kritiker päpstlicher Pastoraldiplomatie ihre Erwartungen nicht mehr zu kleiden.
Niemand kann heute Friedenspolitik treiben, ohne zugleich die Folgen der Koexistenz, auch die ideologischen, in Kauf zu nehmen. Diese Einsicht schafft sich, schwer genug, bei uns im Westen Raum; für den kommunistischen Osten, besonders für die Sowjetuniion, die das 50. Lebensjahr erreicht, enthält diese Erkenntnis jedoch einen Zwiespalt, der in der Nahostkrise, zuletzt in der New Yorker UN-Debatte besonders zum Vorschein kam: Moskau will als Vorkämpfer und Schützer einer weltrevolutionären Bewegung gelten, doch zugleich muß es dem sehr konservativen Gesetz der Supermächte gehorchen,