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Abgeschafft

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Die hahaha, die „Munsters” hahaha, blieben uns erhalten, aber Tozzers „Horizonte” wurden abgeschafft. (Ich hätte sie nicht loben sollen.) Erhalten blieb uns auch, obgleich das liebe Vieh mitunter umsteht, der Doktor, aber Tozzers „Horizonte” wurden abgeschafft. (Ich hätte andernorts nicht schreiben sollen, „Horizonte” seien ein Licht am dunklen Horizont.)

Ein Mädchen fällt unentwegt aus französisch-schweizerischen Himmeln, aber das Magazin „Horizonte” wurde abgeschafft. (Ich hätte nicht fragen sollen, ob Tozzer denn nicht wisse, daß seine Waden schon ganz zerbissen sind.

Die Mächtigen in diesem Lande haben nicht gelernt, daß alles, was sie seit nunmehr sechzig Jahren abschaffen, auf geheimnisvolle Weise weiterlebt und im abgeschafften Zustand zumeist sogar eine besondere Vitalität entwickelt. (Österreich selbst war ja bekanntlich sieben Jahre lang abgeschafft.)

Den Mächtigen in diesem Lande ist nicht zu helfen.

Zu helfen wußten sich die Fernseher mit alten und uralten Filmen. Mit dem unvergeßlichen Buster Keaton in etwa, der nicht, wie Charlie Chaplin, einen Clown, sondern steinernen Gesichts sich selber spielte. Und mit dem Josef Roth- Zyklus natürlich.

Zwar: auch Stationschef Fallmerayer starb ja nicht, er reiste nur ab, und „man hat nie wieder etwas von ihm gehört”. Aber die wirklich sehr gute Verfilmung der Novelle nahm wenigstens Rücksicht auf des Dichters Vorlieben.

Noch in den Pariser Emigrationsjahren glaubten linke Schicksalsgefährten den Dichter verhöhnen zu müssen: was er denn schon hätte werden können in der Monarchie, er, ein galizischer Jude!

„Was ich geworden war’?” brüllte Roth. „Major war’ ich geworden! In Mährisch-Weißkirchen.”

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