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Absolut rational?

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Weil das „vorphilosophische Legitimationssystem” Christentum versagt in der „Krise der Gegenwart” kehre man schleunigst zum „objektiven Idealismus” zurück und beweise: „non-p ist falsch (oder sinnlos); p ist wahr, r ist wahr”. Sogleich „ist letztbegründet, daß es Letztbegründungen gibt”! Aber Vorsicht: zuviel Nachdenken darüber kann ja angeblich „bei ungeeigneter Persönlichkeitsstruktur zu eigenwilligen Verformungen der Seele” führen. Wem aber „hoher moralischer Sinn und ein Unwille, sich mit Glaubenstatsachen zufriedenzugeben” eignet (schließlich hat man doch „bestimmte argumentative Bedürfnisse”) gelangt alsbald zu der Gewißheit: „am Sein des Absoluten ist nicht zu rütteln”.

Kein Zweifel beunruhigt ihn, daß nicht womöglich Glauben ganz anderes und mehr sein könne als „Grundvertrauen in die Vernunft”; keiner Erwägung bedarf es, was denn hier „das Sein” oder „das Absolute” bedeute; keinesfalls werden damit theologische Ideen säkularisiert! Wer wagte überhaupt noch nach Dimensionen-Differenzen zu fragen, „da es nur eine Vernunft geben kann”? Ver-Antwortung der Philosophie bleibt allerdings bei soviel fraglosem Zusammenlesen von Paradigmen im wahrsten Wortsinn Etikettenschwindel.

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