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Albert der Große

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Wenn man sich heute überhaupt noch an „Albert den Großen“ erinnert, dann denkt man wohl in erster Linie an den Lehrer von Thomas von Aquin. Während im 20. Jahr- hunäert das Interesse für bestimmte Denker des Mittelalters (zum Beispiel den heiligen Anselm, Duns Scotus oder William von Ockham) wieder stark zugenommen hat, blieb die Person des Albertus Magnus etwas vernachlässigt.

Tatsächlich kann man ihn wahrscheinlich nicht zu den größten Philosophen zählen, aber als historische Figur ist er von außergewöhnlicher Bedeutung.

Ingrid-Craemer-Ruegenberg gedenkt in ihrer eindrucksvollen Arbeit des 700. Todestages von Albertus Magnus. Sie hat auch jüngste Forschungsergebnisse in ihre Studie hineinverarbeitet und vermerkt, daß die wissenschaftlichen Talente Alberts des Großen bislang überschätzt wurden; hingegen sei seine Wirkung auf gewisse Denker seiner Nachwelt noch immer nicht genau klar.

Diese Bescheidenheit geziemt sich für das Thema: Alberts großer Einfluß bedarf keiner übertriebenen Darstellung. Anstatt dessen wird uns hier ein kompakter und klarer Überblick überdas Leben des Heiligen, sein Denken und seinen Beitrag zur Entwicklung des westlichen Denkens überhaupt geboten.

Sein Einfluß kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Während seines geschäftigen Lebens hat Albertus Magnus das ganze Schaffen von Aristoteles (einschließlich einiger unauthentischer Arbeiten) kommentiert.

Vielen Geistlichen war damals Aristoteles noch suspekt, aber Alberts Kommentare versahen den „heidnischen“ Philosophen mit dem Stempel seiner eigenen, persönlichen Heiligkeit. Es war Albertus Magnus, nicht Thomas von Aquin, der Aristoteles gleichsam „taufte“ und dadurch unserer Zivilisation die wissenschaftliche, rationalistische Weltanschauung gab.

Dieses vorzügliche kleine Werk wird beiden gerecht: dem Heiligen und dem Gründervater des wissenschaftlichen Rationalismus.

ALBERT MAGNUS. Von Ingrid Craemer-Ruegenberg. Verlag C. H. Beck, München 1980. 187 Seiten, ös 129.40

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