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Als Autor eher am Holzweg

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Wem das „Butterbrot" von Gabriel Barylli bereits zu wenig nahrhaft vorkam, der kann sich auch an dem neuen Werk dieses unbegnadeten Autors wenig erfreuen. „Folge dem gelben Steinweg" heißt das Buch, das einmal mehr verdeutlicht, daß die Prosa Baryllis keinen Vergleich mit dem Text der Beförderungsbedingungen der Wiener Straßenbahn zu scheuen braucht.

In der Hoffnung, der Leser werde trainiert wie ein Pawlowscher Hund, brav auf zugeworfene Wortbrocken zu reagieren, läßt Barylli ein wahres Gewitter an Schlagworten auf die wehrlose Lesergemeinde niederprasseln. Innerhalb von nur drei Druckseiten gelingt es ihm etwa, die Begriffe „Waffengeschäfte", „Homosexuelle", .Zigeuner", „Aids" und „Nazi" zusammenhanglos von sich zu geben. Damit ist offensichtlich die nötige Menge an, kritischem Geist abgesondert, und man kann sich wieder dem Innenleben eines frustrierten Schauspielers zuwenden, der immer wieder beteuert: „Es geht uns nicht gut". Die „brillante Sprache", die der Klappentext verspricht, liest sich so: „Die Kunst ist der einzige Bereich in der Gesellschaft, der die Pflicht hätte, den Menschen den Leuchtturm zu bieten, den alle anderen verraten haben".

Ist der Leser endlich erschöpft auf der letzten Seite angelangt, droht ein neuer Schock: anstatt „Ende" steht dortselbst „Anfang" zu lesen. Eine gefährliche Drohung.

FOLGE DEM GELBEN STEINWEG...". Von Gabriel Barylli. Nymphenburger Verlag, München 1991. 238 Seiten, öS 218,40.

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