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Am Gängelband

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Ein Hochspannungsthriller? Nun, Verlage hängen ihren Produkten gerne ' Sonderprädikate an, um sie an den Leser zu bringen. Aber immerhin: spannende Elemente enthält er zweifelsohne, dieser Roman der Britin Evelyn Anthony, der in Paris und Umgebung spielt und sich um ein Thema dreht, das Engländer und Amerikaner nur allzu gerne aus ihrer Erinnerung verdrängen würden.

Es geht um die etwa drei Millionen Russen, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Basis des Jälta-Abkommens von den Alliierten den Sowjets ausgeliefert wurden. Die meisten von ihnen kamen um, wählten entweder den Freitod oder wurden von den Sowjets hingemetzelt.

Angehörige und Nachkommen der Opfer, angeführt von einem Grafen Yurkowsky und organisiert in einer Gruppe, die sich „Retour" nennt, planen drei Jahrzehnte später Vergeltung. Sie entführen einen der sowjetischen Oberschlächter von damals, den Lagerkommandanten Major Gusev, der inzwischen zu einem bedeutenden KPdSU-Spitzenfunktionär mit Namen Grigor Malenkow aufgestiegen ist, als er sich auf einer Good-Will-Tour durch Frankreich befindet. Vor laufenden Fernsehkameras während einer Talk-Show wird er dann zu einem Geständnis gezwungen.

Äußerst originell ist der Schluß. Denn was die Entführer nicht wissen, ist, daß sie sich da am Gängelband des sowjetischen Geheimdienstes befunden haben. ..

Anthony schildert die Handlung diskret aber dennoch kraftvoll. Insgesamt ein recht gelungener Thriller.

MALENKOVS MISSION. Von Evelyn Anthony. Schneekluth Verlag. München 1982. 316 Seiten. Ln., öS 258,40.

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