6715489-1964_41_02.jpg
Digital In Arbeit

Wenn der Hund ohne Wurst…

Werbung
Werbung
Werbung

„Selig, daß die Freiheit er gefunden, mit dem Stummelschwänzchen munter wedelnd, suchte durch Gewirr des Drahtes sich der Hund hindurchzuzwängen.“

Wer kennte nicht den Tonfall dieser Verse, abgewandelt ein wenig? Vielleicht hätte Bergengruen, der jüngstverstorbene Dichter, seinem Gedicht vom „Hund in der Kirche“ ein neues Epos hinzugefügt, voll stillen Lächelns, aber auch in heiligem Zorn. Denn so sanft war er ja nicht, daß er nicht Unrecht und Gewalt haßte. Ein grimmiges Gelächter nämlich durchschütterte West-Berlin, als man die Geschichte von Harro las.

Harro war ein Vopo- (Volkspolizei-) Hund und sollte Flüchtlinge an der Berliner Mauer jagen. Eines Tages wurde es ihm zu bunt: Er sprang über den Stacheldraht, durchschwamm ein Grenzgewässer und winselte in West-Berlin um politisches Asyl. „Es möcht’ kein Hund so länger leben…“ „Harro, Harro“, riefen aufgeregt seine Zwingherrn. ’Aber das kümmerte ihn offensichtlich nicht, und jetzt schnuppert er im Tierheim Lankwitz die freiheitliche Luft der freien (Nicht: Freien!) Stadt.

Aber auch das ist bemerkenswert: Auf den Hund wurde nicht geschossen. Wie sagte doch schon Heinrich Himmler, im Gefolge des Menschenmörders von Anbeginn: „Wir Deutschen, die wir als einzige auf der Welt eine anständige Einstellung zum Tier haben…“

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung