„Mir ist ein Stein von der Seele gefallen", sagte unlängst Julian Schütting in einem Interview über die zurückliegende Phase seines Lebens. Der lyrische Kommentar zu dieser Metamorphose, die als „Aufhellung" - dies der Titel des Gedichtbandes - empfunden wird, ist dialogisch gestaltet. Ein Wech- selgespräch zwischen Anima und Animus, SIE und ER. Vielleicht ist hier erstmals in der Literaturge- schichte die Identität des Indivi- duums in der Polarität psychisch- physischer Ausformung zum The- ma geworden. Dies aber ist die Voraussetzung dafür, daß Schüt- ting uns die Urzeugung von Ani- mus und Anima aus dem Wesen der Liebe, im Wechselgespräch der Partner, vermitteln kann. Eines erzeugt den anderen, bis wir spü- ren, „welch einen Taubenflaum liebend gebrauchte Worte haben".
Da es sich um ein geistig nach- vollzogenes Erwachen und Reifen der Geschlechter handelt, durch- weht diese Gedichte ein paradiesi- scher Hauch und in ihm etwas vom Geheimnis des Frau-Mann-Seins, etwas von dem unauflösbaren Rät- sel seelisch-körperlicher Einheit.
AUFHELLUNGEN. Von Julian Schütting. Residenz Verlag, Salzburg 1990. 90 Seiten, öS 198,-.