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Antike Demokratie

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Für den amerikanischen Altertumsforscher Moses I. Finley war das politische Leben der griechischen und römischen Antike demokratisch bestimmt. Monarchische, oligarchische oder tyrannische Herrschaft blendet er aus; die militaristische Uberwucherung der Stadtstaaten scheint ihm gleichsam das Ende von Politik überhaupt.

Finley will in seinem neuesten Werk Strukturen der Demokratie sichtbar werden lassen: das Zustandekommen politischer Entscheidungen, die Rolle klassenübergreifender Weltanschauungen und die Grundsätze politischer Tat. Die von zeitgenössischen Kritikern abgewertete „stasis“, deren Spektrum von Parteikämpfen bis zum Bürgerkrieg reicht, faßt der Autor als belebendes Element; erst ihr Ausufern gilt ihm als Verfallszeichen.

Die Stärke und Fortdauer demokratischer Gemeinwesen — Finley bezieht sich nahezu ausschließlich auf Athen und Rom —

war freilich abhängig von der kriegerischen Ausdehnung, deren materielle Resultate breiten sozialen Schichten zugute kamen. So wird der von Bürgermilizen ermöglichte Krieg tatsächlich zum Vater aller — demokratischen — Dinge.

Finley rundet mit der vorgelegten politischen Studie seine wirt-schafts- und sozialgeschichtlichen Arbeiten ab. Sein jüngstes Buch ist nüchtern, fast trocken geschrieben und dennoch in höchstem Maße anregend. In der antiken Demokratie zeichnet der Autor unauffällig und zurückhaltend ein Bild der modernen.

DAS POLITISCHE LEBEN IN DER ANTIKEN WELT. Von Moses I. Finley. C. H. Beck-Verlag, München. 220 Seiten, Ln., öS 296,40.

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