7054980-1991_14_18.jpg
Digital In Arbeit

Aufforstung

Werbung
Werbung
Werbung

Hilflos in unserer Trauer stellen wir fest, wieviel Arten von Geschöpfen beider Naturreiche Jahr für Jahr aussterben, eine Verarmung, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Ist der Gefühlsschwund, welcher als Begleiterscheinung all der Dauerzerstörungen in Krieg und Frieden die Herzen verhärtet und das Gemüthafte verdorren läßt, ebenfalls unumkehrbar?

Kriemhilde Natmessnig hat jedenfalls mit den Möglichkeiten ihrer Begabung versucht, dem „ Kahlschlagmund", der sprachverdrossen und sprachverschlossen hinwelkt, wiederum eine empfindungsfrische und blutvolle Lebendigkeit zu geben. Denn ihre Gedichte „Im Bannkreis des Du" stehen zugleich im Bannkreis des Wir. Darunter ist nicht das Wir zu verstehen, das im personalen Sinn aus dem Ich und Du hervorgeht, sondern jeglichem Personellen bereits in Kultur und Tradition zugrundeliegt.

So streift denn das Licht der goldenen zwanziger Jahre diese Gedichte, ein Nachklang des Expressionismus, der sich aber hier maßvoll und gebändigt erweist. Dies

kommt besonders den Genrebildern ländlichen Lebens zugute (Um sieben Uhr früh, Nach dem Gewitter), die an die Reimkunst des Kärntner Altmeisters Johannes Lindner gemahnen.

IM BANNKREIS DES DU. Band 1 und 2. Von Kriemhilde Natmessnig. Internationaler Lyrikverlag, Wien 1990.141 Seiten, je öS 98,-.

ANTHOLOGIE. Band 11 mit Beiträgen von Kriemhilde Natmessnig. Internationaler Lyrikverlag, Wien 1991.62 Seiten, öS 148,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung