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Aus der Klausur

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(Kulturzentrum bei den Mino-riten, Graz, Mariahilferplatz 3; bis 20. November) Gerade rechtzeitig zum zehnjährigen Bestehen des „Kulturzentrums bei den Mi-noriten“ wird die alljährliche Herbstausstellung „Meditation“ gezeigt. Eine Anzahl von Künstlern (diesmal zwölf) hat sich für einige Wochen in Schloß Poppendorf zusammengefunden, um dort in Ruhe und Konzentration arbeiten zu können.

Allgemein ist zu beobachten, daß in dieser umfangreichen Schau zwar der zeitgeistige figu-ral-heftige Aspekt sehr wohl vertreten ist, aber doch durch eine Art von „Destillation“, das Weglassen von modischer Attitüde und das Herausfiltern der persönlichen Handschrift, verändert wird. Dies gilt auch für die Ölgemälde des in Wien lebenden Herwig Zens, die eigens für die leeren Felder im barocken Minoriten-saal gemalt wurden.

Bei Altmeister Hans Stauda-cher gehen Farben und schriftliche Mitteilung qualitätvoll eine Symbiose ein. Marga Persson zeigt interessante, stark bewegte Kompositionen, Martin Kalther.' feiert alle den Sinnen zugänglichen Genüsse in Comic-artigen Sequenzen, und Stefan Gyurko dokumentiert seine beachtliche Entwicklung vor allem in den Arbeiten auf Papier. Rektor Josef Fink, Leiter der Malerklausur und Künstler, stimmt einen bewegten und malerisch aufgelok-kerten Abgesang auf die Erde an. Margot Pilz hat als Fotografin Psychogramme ihrer malenden Kollegen erstellt.

Daß dieses interdisziplinäre Kulturzentrum, das vom Theater über Performance, von Malerei bis zu ökologischen, pazifistischen, politischen und theologischen Vorträgen alles zu bieten hat, solange bestehen konnte, ist hauptsächlich der Unbeirrbarkeit von Josef Fink und Harald Seuter zu danken. Nicht alles, was bei den „Minoriten“ präsentiert wurde, hat in- und außerhalb der Kirche konveniert, man mußte sich zeitweise seiner Haut wehren, hat dies mit Offenheit und Schärfe getan, aber das Rad der Zeit ist nicht zurückzudrehen.

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