Im Gegensatz zu den Club of Rome-Analysen bestreitet Kahn in seinem neuesten Buch jegliche materielle Beschränkungen oder ein „Außer-Kontrolle-Geraten“ der weiteren technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Wirklich beschränkend werden die sozialen Grenzen des Wachstums sein - also die „eigenverschuldeten Entwicklungshemmnisse“. Damit greift er frontal die „neue Klasse“ in den wohlhabenden westlichen Industrienationen an.
Diese aus recht unterschiedlichen politischen Subgruppen - Konservative, Liberale und „humanistische Linke“ - sich zusammensetzende neue Klasse umfaßt heute bereits weite Gruppen der Meinungsmacher im Westen. Sie kämpft für ein neues Schwerpunktprogramm, das in seiner Wirkung gegen den technischen Fortschritt und weiteres Wirtschaftswachstum gerichtet ist. Der zukünftige Einfluß dieser „neuen Klasse“ wird darüber entscheiden, wie stark die wirtschaftli
che Entwicklung in der wohlhabenden Welt gebremst wird. Für die übrige Welt ist Kahn erheblich opti- ' mistischer: insbesondere die Mitteleinkommensländer werden hohe Wirtschaftswachstumsraten erreichen.
Während der Futurologe Kahn sich recht intensiv mit den langfristigen historischen Zusammenhängen beschäftigt, wird ein Fragenkomplex nur recht oberflächlich behandelt: der Zusammenhang zwischen materiellem Wohlstand und anderen Lebenszielen. Trotzdem: besonders für Mitglieder oder Sympathisanten der „neuen Klasse“ eine herausfordernde und interessante Lektüre.
DIE ZUKUNFT DER WELT 1980-2000. Von Hermann Kahn, Verlag Fritz Molden, Wien-München, 1980. 560 Seiten, öS 270,-