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Austriaca

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In Kurt Diemans Serie „Homo Austriacus“ kam anläßlich seines achtzigsten Geburtstages Dr. Josef Schoiswohl, der Erzbischof mit dem scharf gespannten Bogen im Wappen, zu Wort. Wieder bewährte sich, was Erich Feig! vor vielen Jahren bei dem von ihm produzierten Zita-Monolog entdeckt hatte, und was von bundesdeutschen Autoren mit geringerem Erfolg kopiert worden war: die Gesichtszüge eines Menschen, der sein Leben erzählt, sagen mehr aus als Landschaften und Architektur, die nur als kurze Einblendungen den gewaltigen Strom des Erinnerns unterbrechen dürfen - im Falle des Erzbischofs den großen Bogen vom schlichten Seelsorger, über Throne und Verantwortungen hinweg, zurück zum „Leutpriester“, der die Seinen kennt, und sie ihn. Wer wird der nächste Österreicher sein, den Dieman uns als lebendige Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schenken gedenkt?

Ein Geschenk war auch Wolfgang Pfaundlers „Fasnacht in Tirol“. Beim „Telfer Schleicherlaufen“ stellte ein ganzer Ort, „Homines Austriaci“ allesamt, sich als Gesamtkunstwerk dar. Da wird die Galionsfigur, der „Naz“ ausgegraben, da toben die Piraten, da bilden die Schleicher den alten heidnischen Sonnenkreis (auch einen Sonnenanbeter gibt es!), da schiebt sich die Schildkröte einher, die winterlichen Bären belästigen kreischende Mädchen,derfruchtbare Esel sträubt sich inmitten der brüllenden „Wilden“, der „Laternenträger“ bahnt den Weg, und dann gibt es gar den Männertanz mit dem Ziegenbock, der in den Zeiten der Inquisition nicht ganz ungefährlich gewesen sein dürfte .. .

Ein Rausch von Farben, Lärm und Ekstase.

Das österreichische an der Sache ist die Erkenntnis, daß der Tod mitten im Leben steht, und deshalb ziehen die Telfer Schleicher ihren letzten Kreis auch immer auf dem Friedhof.

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