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AUTOBIOGRAPHIEN Eine uberlebende

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Elena Skrjabin, Tochter eines konservativen Abgeordneten der zaristischen Duma, hat schon einmal — durch ihr „Leningrader Tagebuch“ — von sich reden gemacht. Zeichnete sie damals auf ergreifende Weise die Lebensbedingungen in der hungernden, von der deutschen Wehrmacht eingekesselten Stadt, so greift sie in ihrer jüngsten Publikation weiter aus.

Ein halbes Jahrhundert, die Zeitspanne von 1912 bis 1962, führte Elena Skrjabin aus einer behüteten Kindheit durch Krankheit, politische Verfolgung und wirtschaftliches Elend wiederum in die gesicherten Verhältnisse der amerikanischen Mittelschicht. Ihr autobiographisches Werk bezeugt das glückliche Uberleben roter Säuberungen und brauner Zwangsarbeit, von der die Autorin 1945 befreit wurde, schließlich den demütigenden Versuch zur Etablierung in den USA.

Zugleich offenbart sich jedoch die Problematik der in den letzten Jahren hochgejubelten „Geschichte von unten“: Was besagen autobiographische Skizzen, zweifellos aus heutiger Sicht ausgewählt und geschönt, tatsächlich über das Los sozialer Gruppen oder “Völker? Wie typisch ist das Einzelschicksal Skrjabins für das ihrer bürgerlichen Herkunftsschicht?

Trotz dieser Bedenken darf die nüchterne, wenig vorteilhaft übersetzte Schilderung Zeitinteressierten ans Herz gelegt werden“

ELENA SKRJABIN. VON PETERSBURG BIS LENINGRAD. Einführung von Norman Luxembourg. Limes Verlag, Wiesbaden-München 1986. 233 Seiten, Ln.. öS 219,-.

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