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Bärmdienst

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Der ungarische Kirchenamtsleiter Imre Miklos hat den katholischen Bischöfen seines Landes soeben einen Bärendienst erwiesen, indem er die Bischofserklärungen zum Wehrdienst wortreich verteidigte. Die Wehrdienst-Erklärung vom Oktober hatte einiges Aufsehen erregt, weil darin die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Gaudium et spes“ herangezogen wurde, um die allgemeine Wehrpflicht sozusagen theologisch abzustützen. In dem Dokument ist aber nur vom Recht auf Landesverteidigung die Rede.

Wenn Staatssekretär Miklos jetzt betont, diese Erklärung sei „im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils“ und „im Interesse der Landesverteidigung“ formuliert worden, sei aber auch „vom Gesichtspunkt der katholischen Ethik beachtenswert“, dann gießt der Kirchenamtsleiter öl ins Feuer des Verdachtes, daß der Staat bei der Erstellung die Finger im Spiel gehabt hätte.

Zwar packt Miklos den Stier bei den Hörnern und erklärt, dieser im Westen kursierende Verdacht sei eine „bewußte Verdrehung“, die Kirche sei völlig autonom: „Wir lassen nie zu, daß sich die Kompetenzen von Regierung und Kirche vermischen.“ Aber eben das überschwengliche Lob des Staatssekretärs für die Wehrpflicht-Erklärung muß den von ihm kritisierten Verdacht neuerlich nähren.

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