Wogegen der Dichter Peter Ro-segger seine Stimme erhoben hatte, ist in unseren Tagen zur bitteren Wirklichkeit geworden: Der großflächige Niedergang jener sozialen Schichte, die als Hüter und Heger der Kulturlandschaft zugleich den Gesamtbestand jedes Staatswesens sichert: der Bauernschaft. Ihr Los im oststeirischen Raum durch eineinhalb Jahrhunderte hindurch gewissenhaft verfolgt zu haben, ist Verdienst zweier junger Grazer Historiker.
Bezeichnet Karl Käser zuerst Stagnation und Abgeschlossenheit als Wesen der Zeit von 1848 -1938, so beschreibt Karl Stocker jenen Prozeß, der seitdem den Verfall bäuerlicher Strukturen begleitet.
Die kenntnisreichen Erörterungen über agrarische Erzeugung, Verkehrsbedingungen, bäuerliche Wohnwelt oder Bekleidung lassen allerdings zwei entscheidende Fragestellungen unbeantwortet: Zum einen: ob der Verfall aus einem ehernen Fortschrittsgesetz oder aus den Wirkungen des liberalkapitalistischen Geistes rührt? Zum anderen könnten die (von den Autoren vernachlässigten) verheerenden ökologischen Folgen von Monokul-tur und modernem Bauernlegen eine politische und wirtschaftliche Wiederaufwertung der Bauernschaft unabdingbar machen.
BÄUERLICHES LEBEN INDEROSTSTEIERMARK SEIT 1848. Band II: Die verspätete Revolution. Von Karl Käser und Karl Stocker. Böhlau Verlag, Wien/Köln 1989. 330 Seiten, öS 476,-.