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Bedenklich

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In Portugal ist die sozialistische Regierung Soares über ihren Alleinvertretung sanspruch einer wesentlich breiter auf gefächerten

Volksmeinung gestolpert. Die Regierungskrise konnte den Staatspräsidenten Eanes nicht davon abhalten, nach Bonn zu reisen und die Lösung aller Fragen auf seine Rückkehr zu verschieben. Das ist in Lissabon so Sitte. Denn nach dem ersten, dem zweiten, dem dritten Glase schwarzblauen Weines, des „Tinto“, und nach dem ersten, dem zweiten, dem dritten geschluchzten „Fado“, dem unfehlbar der „Fado Canalha“, der Gassenhauer, als vierter Singsang folgt, vergessen Portugiesen allen Kummer dieser Welt. Das macht sie so sympathisch, ist aber unter den gegebenen Umständen für Portugal und seine europäischen Freunde gar nicht so unbedenklich.

Da sind die Flüchtlinge aus Angola und aus den anderen Uberseegebieten, die man, dem strohdummen Westen und der UNO gehorsam,

den jeweils zuständigen Terrorbanden ans Messer geliefert hat. Da ist eine Inflation, die sich allmählich jenen Größenordnungen nähert, wie sie vor der Berufung Salazars durch die Militärs üblich waren. Da ist der long, long way zu einer Demokratie, die in der Südwestecke des Kontinents beharrlich mit Chaos verwechselt wird.

Um die Dauerkrise zu überwinden, um einmal den Versuch zu wagen, mit der Pleite auch ohne Diktatur von rechts oder links fertigzuwerden (und nur „rechte“ Diktaturen sind, wie Spanien beweist, reversibel), wäre, wie anderswo auch, ein Kabinett auf breitester Basis vonnöten. Warum versucht es Soares nicht (da ein Pakt mit den Kommunisten die Sperrung ivestli- cher Kredite zur Folge hätte) mit den 'Sozialdemokraten und den Christlichsozialen? Das wäre ein Kabinett rechts der Mitte. Ist das so schrecklich?

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