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Beklemmende Aktualität

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Fast so spannend wie die Bühnenhandlung selbst verlief der Wetterkrimi um die nach wochenlangen Regenfällen ernstlich gefährdete Premiere von Verdis „Nabucco” auf der Bregenzer Seebühne - hier wie dort jedoch mit Happy End. Noch nie zuvor in bald fünfzig Festspieljahren hat eine Seeproduktion so beklemmend aktuelle Bezüge herzustellen, so erschreckend unsere Wirklichkeit zum Zuschauer zu transportieren vermocht.

Für den englischen Regisseur David Pountney (er inszenierte 1989/90 den „Holländer” am See) wird die perfekt funktionierende, aufwendige Maschinerie einer High-Tech-Bühne zum genial beherrschten Instrument für die Darstellung eines Bibelstoffes - der totale Triumph des modernen Regietheaters und ein veritabler Anachronismus dazu. Den man gerne akzeptiert, weil das ganz einfach zum großartigen Wurf, zum Theaterereignis schlechthin gerät. Und weil auch die Technik nie zum Selbstzweck wird, sondern neben Verblüffung und Faszination auch die Erkenntnis um psychologische und menschliche Vorgänge im Zuschauer auslöst.

Dirigent Ulf Schirmer gelingt unter diesen extremen Bedingungen ein erstaunliches Maß an Homogenität, Ausdruck und Perfektion mit den Wiener Symphonikern, die diesmal komplett im Bühnenbild eingebaut und unsichtbar sind, den Chören aus Sofia, Wien (Volksoper) und Bre-genz und einem hochkarätigen Sängerensemble aus Leuten, die zwar allesamt noch keine ganz großen, internationalen Starnamen haben, aber singen und spielen, als gälte es ihr Leben.

Und so wird dann dieser „Nabucco” nicht nur zum „Seh-Spiel”, sondern gleichzeitig auch zu einem musikalischen Opemereignis, wie es in den vergangenen Jahren kaum der Fall war.

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