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Berühmte — und andere

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Emil Orlik war zu seiner Zeit ein ausgesprochen erfolgreicher Künstler, und es war gewiß ein verdienstvolles Unternehmen des Adalbert-Stifter-Vereins, sein zeichnerisches und graphisches Werk in einem gründlichen, überreich illustrierten Ausstellungskatalog der heutigen Öffentlichkeit in Erinnerung zu bringen. Der Adalbert-Stifter-Verein, der ja nicht speziell der Kunstgeschichte, sondern überhaupt der Kulturgeschichte der böhmischen Länder und ihrer einstigen deutschen Bewohner dient, hat sich dieses Unternehmens angenommen, weil an dem Leben und Werk Emil Orliks eben vieles ist, das kulturgeschichtliches Interesse wecken muß. Jüdischem Blut entsprossen, aufgewachsen in dem hochgebildeten Prager Deutschtum, gebildet durch Reisen in europäische und exotische Länder, bekannt mit einem weiten Kreis kulturell bedeutsamer Leute, ist Emil Orlik in manchem besonders bezeichnend für seine Zeit — die Zeit vor dem Vormarsch der Totalität und dem Zweiten Weltkrieg. Zumal die Reihe der von ihm Porträtierten wird so Manchen faszinieren — es stehen da vor uns, wohlgemerkt, durchaus nicht nur sympathische Prominente...

Franz Matsche schickt eine Abhandlung „Emil Orlik als Graphiker“ voraus, deren Stil freilich manchmal so aussieht, als wäre sie mehr für Fachgenossen denn für uns Durchschnittszuschauer gemacht. Eine Biographie und ein Literaturverzeichnis helfen dem anspruchsvollen Leser. Vier Fünftel des Buchs gehören dem gründlichen, schwarzweiß und färbig illustrierten Katalog. Da ganz absichtlich neben fertigen Graphiken und Zeichnungen Skizzen und zeichnerische Notizen der flüchtigsten Art abgebildet werden, ist die Qualität der Werke von nachgerade auffallender Verschiedenheit. Orlik konnte bewundernswert brillant arbeiten, manchmal kritzelt er wie ein anderer auch. Das kulturhistorische Interesse ergibt sich aus allem Möglichen: da gibt es verschwundene Typen, verschwundene Stadtbilder, Berühmte und solche, die es werden wollen ...

EMIL ORLIK, Zeichnungen und Druckgraphik, von 1899 bis 1932. Ausstellung des Adalbert-Stifter-Vereins, München, in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Kunstmuseum, Bonn, und der Villa Stuck, München. 176 Seiten.

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