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Beruf verfehlt

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Ein neues Buch des Wieners Gottfried Distel liegt vor mir, beigelegt ein Schreiben des Verlages, man hoffe, ich stünde dem neuen Werk gnädiger gegenüber als dem vorangegangenen. Nun, Gnade ist nicht unbedingt ein Kriterium für Buchbesprechungen, vor allem dann, wenn man sich über ein Buch maßlos geärgert hat.. „Der Schneemann Golem“, so der Titel des Werkes, hat all das, was ich auch am letzten Buch dieses Autors gehaßt habe: schlampige Sprache, alle.. Mode-, themen (von Greenpeace bis künstliche Befruchtung) werden durchgehechelt, nichts davon aber wirklich behandelt. Ein Schreibender, der sich Sätze wie „HEUTENACHT wirst du die Kleine konsumieren, alter Junge, da fährt die Eisenbahn drüber“, erlaubt, verfügt über keine Sprache, sondern bloß über Jargon. Darum zum Abschluß ein Urteil, mit dem man vorsichtig umgehen muß, und das man sich gut überlegen soll. Aber hin und wieder (alle paar Jahre) kann und muß man es riskieren: Dieser Autor verfügt weder über das Handwerkszeug noch über ausreichende Ideen für diesen Beruf. Er möge seine honorigen Absichten und zweifellos vorhandenen Energien vielleicht lieber jenem Greenpeace--Projekt widmen, dem er das vorliegende Buch gewidmet hat. Damit wäre wahrscheinlich allen gedient.

SCHNEEMANN GOLEM. Von Gottfried Distel. Verlag Peter Seiinka, Ravensburg 1989. 216 Seiten, öS 195,-.

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