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„Besorgnis“

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In der (ÜSSR entwickeln sich die Dinge auf dem religiösen Sektor anders, als es sich die Parteistrategen aufgrund der Kenntnis der „ehernen Gesetze der historischen Entwicklung“ ausgerechnet haben. Die jüngste Bestätigung für diese Tatsache lieferte der frühere ,J£ir-chenminister“ Karel Hruza höchstselbst.

Er beklagte in einem jetzt im Westen bekanntgewordenen Vortrag vor „Kadern“ der Bauindustrie, daß 1984 im tschechischen Landesteil 31 Prozent der Neugeborenen, im slowakischen Landesteil gar 72 Prozent getauft wurden.

Wortreich äußerte der frühere, von der Härte des Stalinismus geprägte ,J£irchen-minister“ seine Besorgnis darüber, daß immer noch ein „großer Bevölkerungsteil“ zu den Sakramenten gehe, ja sogar Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes insgeheim an religiösen Veranstaltungen teilnähmen.

Für den altgedienten leninistischen Kämpfer ist die Welt sichtlich nicht in Ordnung: Nach einer — nur vom kurzen .JPrager Frühlung“ unterbrochenen — atheistischen Indoktrinierungskam-pagne, wie sie mit ähnlicher Intensität wahrscheinlich nur in Rumänien geführt worden ist, bleibt ein großer Teil der Bevölkerung noch immer dem Glauben treu. Ja, mehr noch junge Menschen, die „atheistisch“ aufgewachsen sind, entdecken die von der Kirche vermittelte Welt Gottes wieder.

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