6922053-1981_48_10.jpg
Digital In Arbeit

Beunruhigt und in Erwartung

Werbung
Werbung
Werbung

Der zweite Adventsonntag redet von einer Nachtwache, die nun schon fast zwei Jahrtausende dauert. Die Christenheit hat sich eingerichtet in einem Halbschlaf, der die Nacht zum Tage macht.

Die Nachtwache, welche das Evangelium des heutigen Sonntags bei Lukas meint, wird von zwei widersprüchlichen Erscheinungen bestimmt: sehr beunruhigenden und sehr beruhigenden. Zu den beunruhigenden zählen Katastrophen am Himmel wie auf Erden: Kriege, Erdbeben, kosmische Veränderungen. Die beruhigenden lauten auf den Tenor: das ist noch nicht die Stunde der großen Wahrheit. Biblisch gesprochen: wen man euch hier und da als wiedergekommenen Herrn vorweist, der

ist es noch nicht. Bleibt weiter wachsam!

Wahrscheinlich hat Jesus mit seiner zeitgenössischen Apokalypse entsprechenden Hinweisen auf kosmische, kriegerische und insgesamt katastrophale Geschehnisse selbst den Blick darauf verstellt, daß nicht eines, sondern einer zu erwarten ist. Die Berichte der Evangelien geben das halbwegs zu, denn immer wieder heißt es: wenn dies anfängt, hebt Eure Augen auf —

aber es ist erst der Anfang. Es ist eher eine Beunruhigung, größer als die Schrecken, von denen wir heimgesucht werden.

Und da steht am Ende unseres heutigen Evangeliums ein Satz, dessen ersten Teil wir meistens übersehen. ,Jlimmel und Erde werden vergehen“ — und dann folgt „aber meine Worte werden nicht vergehen“. Nochmals werden Himmel und Erde, wie während ihrer ersten Erschaffung, ins Leben gerufen. Zum Unterschied von damals unter Mitwirkung des Sohnes, den wir erlebt und gehört haben. Seine Worte, sagt das Evangelium, werden nicht mit vergehen. Wie immer der neue Himmel und die Erde sein mögen: wir sind in ihnen zuhause, weil das Wort uns Wohnung gibt.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung