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Blumenblätter von Riefel

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Einst war die Wiener Blumenmalerei eine spezielle Kunstsparte, mit Liebe und Akribie als Dekor für ein weltberühmtes Produkt ausgeübt: das Wiener Porzellan. Als 1864 die Wiener Porzellanmanufaktur, die seit 1718 bestand, durch kaiserlichen Erlaß geschlossen wurde, übernahm das österreichische Museum für Kunst und Industrie Radierungen, Handzeichnungen, Stiche und Aquarelle einer Gruppe von mehr als fünfzig Malern, deren Tätigkeit vor allem in feinen Blumenbildern für Porzellan ihren Ausdruck fand. Die Sammlung wurde in den folgenden Jahrzehnten um zahlreiche Aquarellstudien erweitert und schließlich vom Museum für angewandte Kunst fortgesetzt, das nun eine einzigartige Dokumentation über eine nahezu ausgestorbene Kunstsparte vorzuweisen hat.

Diese Tradition erfuhr in den zarten, realistischen Wiedergaben des Blumenmalers Carlos Riefel, der allerdings nicht mehr für die Porzellanmanufaktur arbeitet, eine Bereicherung. Das Museum zeigt 55 poesievolle Blätter mit Blumenstücken - vornehmlich Rosen-, Früchten und Vögeln. Mit außerordentlicher Akkuratesse, zarter Nuancierung und sauber markierendem, sehr dichtem Pinselstrich erreicht Riefel im Detailrealismus seiner Kompositionen eine außerordentliche Plastizität. Riefel, geboren 1903, wurde in der Zeit des Expressionismus aus Neigung und Berufung zum Außenseiter, österreichische Museen erwarben seine Bilder, auf Briefmarkenserien sind seine Obst und Blumenstudien zu finden, zahlreiche Einzelausstellungen machten den Namen Riefel über Österreich hinaus zum Begriff für eine heitere, ungemein liebenswerte Seite der Malerei, die fast schon verlorengegangen zu sein scheint

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