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Blut gegen Ware

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Eine Million ungarische Juden, .junges, zeugungsfähiges Material“, gegen englische und amerikanische Rohstoffe, Chemikalien, Kaffee, Seife und Lastwagen - diesen Handel bot Eichmann persönlich im März 1944 ungarischen Juden an. Zum ersten, weil das durch den Krieg schon recht aufgeriebene Militär diese Dinge bitter nötig hatte, zum anderen aber, weil sich so mancher hochgestellte Wehrmachtsoffizier über den Ausgang des Krieges und des Dritten Reiches keinerlei Illusionen mehr hingab. In der Absicht, nach dem Krieg doch mit etwas •humanistischer Gesinnung aufwarten zu können, versuchten sie sich mit dem von ihnen verachteten „Weltjudentum“ zu arrangieren.

Daß der Handel schließlich scheiterte, lag weniger am mangelnden „guten Willen“ der deutschen Stellen, die das Geschäft mit brutaler Gewalt durchzusetzen versuchten. Es lag einerseits an der bürokratischen Ubervorsicht und Hilflosigkeit jüdischer Stellen im Ausland, vielmehr aber noch an der Haltung der Regierungen Amerikas und Englands. Die einen, weil sie sich aus politisch-strategischen Gründen weigerten, Auschwitz zu bombardieren, die anderen, weil sie die Durchführung des „Geschäftes“ mit allen nur erdenklichen Maßnahmen blockierten. Auch dahinter standen politische Motive.

Fast widerwillig verfolgt man mit zunehmender Spannung den recherchierten, dokumentarisch belegten und gut geschriebenen Tatsachenroman, der vor allem eine Anklage gegen die Kleinlichkeit und Gleichgültigkeit politischer Bürokraten ist.

SCHREI OHNE ANTWORT. Von Amos Elon. Molden Verlag, Wien 1979, öS 240,-.

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