6850390-1976_44_12.jpg
Digital In Arbeit

Böses Bild vom Kommiß

Werbung
Werbung
Werbung

Der Name Marco Bellocchio ist dem heimischen Kinopublikum praktisch unbekannt. Dabei genießt dieser Regisseur in seiner italienischen Heimat und in Ländern mit höherer Filmkultur beträchtliches Ansehen.

Mit „Triumphmarsch“ kommt nun Bellocchio erstmalig in unsere Kinos. Wer an der Erörterung eines menschlichen und sozialen Problems interessiert ist, wird sich an das Hauptthema der Umbildung eines sensiblen Jünglings durch einen in seinem Beruf aufgehenden und hart zupak-kenden Mann handelten. Während der Regisseur in den früheren Filmen die Familie bzw. die politischen Parteien und die katholische Erziehung attackierte, nimmt er diesmal das Militär aufs Korn. In diesem Milieu wickelt er die Geschichte eines Literaturstudenten ab, der dem Wehrdienst mit verschiedenen pharmazeutischen Kniffen entrinnen möchte, aber dabei von seinem Hauptmann ertappt wird, der ihn dann einer Gewaltkur unterzieht. Mit brutaler physischer Härte bringt er ihn „auf Vordermann“. So wird allmählich aus dem Rekruten Passeri ein Mustersoldat, der das ganze Vertrauen seines Hauptmannes erringt und von diesem schließlich dazu ausersehen wird, seine fremdgehende Frau zu beschatten.

Sicher könnte man sich das Sujet der Manipulation des schwachen Mannes durch den starken, das Verhältnis Vorgesetzter-Untergebener, auch auf andere Berufs- oder Gesellschaf tsmiilieus transponiert vorstedlen. Selbst wenn man den deutschen Kommiß miterlebt hat, befremdet es hier doch, nur die Sadismen und Schweinereien des Soldatenlebens vorgesetzt zu bekommen und (bis auf den jungen „Helden“, der schließlich auch korrumpiert wird) nur mit defekten Charakteren konfrontiert zu werden. Dabei leistet sich der Film gleich zu Beginn eine handfeste Blasphemie und befleißigt sich im sexuellen Bereich optisch wie verbal großer Deutlichkeit.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung