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Brasilien von innen

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Dem Klett-Cotta Verlag verdanken wir die anregend gestaltete deutsche Erstausgabe eines Meisterwerkes, das einen Schlüssel zum Verständnis Brasiliens und seiner Geschichte darstellt.

In kurzweiliger Art und Weise und sich einer reichen und unverblümten Sprache bedienend (der Ubersetzer kann meist gut mithalten), schildert Freyre Ursprung und Entwicklung der kolonialen Gesellschaft Brasiliens. Er betont die fundamentale Stellung der Familie, die Bedeutsamkeit der Landwirtschaft, vor allem der sich abzeichnenden Monokultur mit der damit verbundenen Latifundienstruktur und dem für Brasilien entscheidenden Element des Sklaventums: „Brasilien bedeutet Zucker, und Zucker bedeutet Neger.”

Hier räumt Freyre mit der Meinung auf, daß die Schwarzen „inferior”! und ein schädlicher Einfluß auf die brasilianische Gesellschaft gewesen seien (dies in den 30er Jahren, als Ariertheorien besonders en vogue waren!).

Ohne Marxist zu sein, führt der Autor doch viele negative soziologische Erscheinungen auf die vorherrschenden Produktionsverhältnisse zurück (sexuelle Promiskuität, Sadismus, Apathie).

Daneben geht Freyre noch auf viele andere Aspekte ein: die Rolle der Indianer hält er für wenig bedeutsam; den Jesuiten stellt er kein allzu gutes Zeugnis aus; er berichtet über Ernährung, Sprache und Religion, die alle durch die Vermischung portugiesischer, afrikanischer Elemente eine schöpferische Umgestaltung erfuhren.

So vielfältig seine Betrachtungen, so wenig strukturiert auch sein Buch. Trotzdem: ein Werk, das man jedem empfehlen muß, dessen Interesse an Brasilien über Samba, Tanga und Fußball hinausgeht.

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