6888223-1979_36_10.jpg
Digital In Arbeit

Burgenlands Früchte

Werbung
Werbung
Werbung

Kaum steht um den Neusiedler See die Feldfrucht so hoch, daß die Mähdrescher äusfahren müssen, ist auch schon die „Wortmühle” mit ihrer Sommerernte da. Die neue Nummer dieses von Günter Unger herausgegebenen „Literaturblattes aus dem Burgenland” bezeugt wie schon die vorigen Hefte: Hier wird nicht leeres Stroh gedroschen. Dieses Heft steht im Zeichen Theodor Kramers. Was dieser schmerzhaft-getriebene Sänger an zeitloser Landschafts-, Stimmungs- und Menschenpoesie hervorgebracht hat, steht meines Erachtens nicht unter Josef Weinheber. Theodor Kramer, Arztsohn aus Niederhollabrunn, jüdischer Abstammung, konnte sich von den Folgen der Entwurzelung aus seiner Heimat - er mußte ins Exil nach England - nie mehr erholen. Im Heft: Gedichte wie Notizen von seinen Burgenlandstreifzügen.

Jutta Schütting rätselt über Bezüge zwischen belanglosem Geplauder und einer verhüllten Ambrosi-Büste. Vintila Ivanceanu schrieb schon in seiner rumänischen Heimat locker Phantastisches über zwölf zu erfindende Tiere, das Marie Theres Kersch- baumer ins Deutsche übersetzte.

Auch Paul Blaha kam, wie Ivancelanu, nach dem Krieg und mußte Deutsch als sein Arbeitsgerät erst handhaben lernen, wie eine sehr stimmungsvolle Geschichte aus den fünfziger Jahren verrät. Als Theaterkritiker des „Kurier” war seine Feder später gefürchtet.

Die „Wortmühle” ist führwahr ein Schüttraum für Verse, Ideen und Prosą von Freunden und Gleichgesinnten.

WORTMUHLE. Literaturblätter aus dem Burgenland. Herausgegeben von Günter Unger. Edition Roetzer, Eisenstadt, vier Hefte pro Jahr. Einzelpreis öS 50,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung