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Dämlicher Antiheld

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In einer Zeit überbordender Sachlichkeit und entmenschter Technik ist Destruktion historischer Größe zum einträglichen Geschäft geworden. Das banale Pathos des Antiheroischen ersetzt künstlerischen Aufbau, differenzierte Personen- und Handlungszeichnung.

So torkelt in der ersten — und hoffentlich letzten — „satirischen Erzählung“ des Geisteswissenschaftlers Pierre Ryckmans ein außer Rand und Band geratener Pappkamerad, der entflohene und durch einen Doppelgänger (!) auf Helena ersetzte Napoleon nach Waterloo und nach Paris, wo er gemeinsam mit einer feinsinnig als „Stute“ bezeichneten Händlerin Melonen zu verschachern beginnt.

Ausgemergelter Kümmer-Eros gegen Thanatos, gesichtslose Durchschnittlichkeit des homo oeconomicus gegen soldatische Tugenden: Derart moralinsaurer Bierernst ist hierzulande zuhauf und mit größerem formalen Können praktiziert worden. So ist denn Autor Pierre Ryckmans, der sich hinter das Pseudonym „Simon Leys“ orakelt, wirklich nur als Trittbrettfahrer zwanghafter Desillusionsliteraten zu bezeichnen.

DER TOD NAPOLEONS. Von Simon Leys. Aus dem Französischen von Lislott Pfaff. Beriziger Verlag AG, Zürich 1988. 111 Seiten, geb., öS 154,40.

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