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Das Gespräch

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Das Gespräch, das Otto Schulmeister mit dem Wiener Oberhirten vor laufender Kamera führen durfte, war ein freundschaftlicher Notentausch auf höchster diplomatischer Ebene. Alles wurde gesagt, aber nichts wurde vergröbert.

Vorbei die Zeiten, da sie alle den Kardinal kritisierten. Die einen hinterrücks, die anderen öffentlich. Die aufgeregt Engagierten, weil sie genau spürten, wie eine vorsichtige, aber zielsichere Hand im milderen österreichischen Klima das Einreißen von Zuständen verhinderte, wie sie in westlicheren Gegenden das innerkirchliche Leben vergifteten und zur Zerreißprobe führten.

Die anderen, das Kirchenvolk, das verunsichert und verstört die Gotteshäuser verließ, weil es, die Situation wieder einmal vollkommen mißverstehend, dem Irrtum verfallen war, der Kardinal selbst betreibe die kirchliche Selbstdemontage, während es in Wirklichkeit jene waren, die der Oberhirte in seinem Fernsehgespräch „nur einen inneren Kreis" nannte.

Heute freilich wissen es alle (fast alle), wie richtig die kühle, aber wissende Distanz war, die Kardinal König zu wahren wußte, und wie segensreich mancher Brückenschlag, bei dem er stets betonte, auf welchem Ufer er stand. Der Fünfundsiebzig-jährige erntet heute nicht nur Bewunderung und Ehrerbietung, sondern auch - und man sollte es offen bekennen - sehr viel Dankbarkeit.

Dem Gespräch zwischen Otto Schulmeister und dem Wiener Oberhirten zuliebe unterbrach ich die Wiederaufführung der großartigsten aller Agatha-Christie-Verfilmungen, der „Zeugin der Anklage". Wie hat die englische Autorin doch ihre Landsleute mit der „bösen Deutschen" aufs Eis geführt! Bis zur letzten Sekunde! Das soll einer heute nachmachen.

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