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Das Pochen der Sucht

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„Ich habe noch nie so schonungslos mein Leben erzählt; meine Erzählung soll ohne Schminke und Rosarot sein.“ So steht es irgendwo in Karin Strucks Roman „Bitteres Wasser“.

Leider hat sich die Autorin an diesen Satz gehalten. Dieses Buch über einen Betriebsrat, der von den Anforderungen der Sozialpartner überfordert ist, zwischen die Fronten gerät und zum Alkoholiker („bitteres Wasser“ eben) wird, ist voller Klischees und schlechter Sprachbilder („Das Pochen der Sucht ist grausam“: so lautet eine der Kapitelüberschriften). Und wie es in einem ordentlichen Bildungsroman zu sein hat, besiegt der „Held“ der Ich-Erzählung seine Sucht. (Würde heute ein männlicher Schriftsteller es wagen, einen Roman über eine Frau in der Ich-Form zu schreiben — ein wütendes Geraschel ginge durch den Blätterwald.)

Daß diese Art von Arbeiter-Literatur die Betroffenen nicht erreicht, ist kein Wunder. Die sitzen nämlich bedauerlicherweise bei „Dynasty“ oder „Dallas“, welche keine 300 Seiten lang(weilig) sind. Die Absicht ist gut, das Buch leider schlecht.

BITTERES WASSER. Von Karin Struck. Albrecht Knaus Verlag, München-Hamburg 1988.318 Seiten, Ln., öS 296,40.

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